DAS WEIHNACHTS WAMPERL

Micaela Hemesath

von Micaela Hemesath

Story

Ja es wächst! Für bayerisch Unkundige: Wamperl, der Bauch. So feinen Stollen bekommt es das ganze Jahr nicht und Lebkuchen und Dominosteine. Waaaas? Ein Dominostein hat 50 kcl? Da muss ich im Fitness Studio fast 15 Minuten auf dem Rad strampeln. Pfff! Geschenkt! Diese Wintervöllerei darf sein. Draußen Nebelsuppe und Minusgrade, da jagt man ja noch nicht einmal die Gastkatze raus. Sie ist die perfekte Winterschlaf-Begleitung.

Eigentlich möchte ich einmal Danke sagen an den jetzt etwas zerfließenden Bauch! Hat er doch schon so viele Jahrzehnte tapfer alles verdaut, was da so daher gekommen ist. Nicht zu vergessen zwei Eingriffe super wieder zugeheilt. Beim Blinddarm entnehmen Ende der 60er Jahre war man nicht zimperlich. Ratsch, große schiefe Narbe, Sandsack auf den Bauch und fertig. Mein schöner zarter Rehlein Bauch. Flach, wohlgeformt, in super kleinen Tangas stolz hergezeigt und dann das? Ich bin zum Primar der Klinik, zack ungefragt an der Sekretärin vorbei, Hose runter und den Gott in Weiß gefragt, ob er findet, dass das eine schöne Narbe sei? Leicht belustigt, aber in seinem Ehrgeiz gepackt, gab er mir einen Termin zur Narbenkorrektur. His Majesty himself hat sie ausgeführt, mit gleichzeitigem Dozieren, wie er den Faden vernähe und was zu beachten wäre. Prima, mache ich dann auch, wenn es denn mal sein muss. Die Schwester dachte, ich hätte eine Brustkorrektur und war leicht indigniert, als ich ihr meine verpatzte Narbenstory erzählte.

Dass ich nach 6 Jahrzehnten in dienstleistenden Berufen und immer aufkommender Wut bei Ungerechtigkeiten, Gallensteine entwickelt habe, ist doch ganz logisch. Keinem Menschen wünsche ich diese Schmerzen einer Gallenkolik. Besonders nicht, wenn man in Tokio im Luxushotel davon überfallen wird. Der hilfsbereite Portier kam mit einem Tee und Aspirin und verbeugte sich vor meinem Bett, mit vielen mir unverständlichen Worten. Das Aspirin habe ich blitzschnell wieder rausgewürgt, aber der Tee tat gut. Ein Glück, der Flug zurück nach Frankfurt ging erst einen Tag später. Trotzdem hatte ich noch weiche Knie.

Freiwillig habe ich die Rettung angerufen, Jahre später, als ich mich wieder am Boden vor Schmerzen wand. Der Oberarzt in der Klinik riet zur OP. Ich sagte, man könne doch noch abwarten, ob die Antibiotika helfen? Wenn sie in ca. zwei Stunden sterben wollen? Klare Ansage, auch mir verständlich. Wunderschön, minimal invasiv wurde operiert und die hübschen Gallensteine hingen friedlich im Plastiksackerl in Alkohol, über meinem Bett. 5 Stück! Brave Gallenblase, dass sie DAS so lange ausgehalten hatte.

Großes Sonderlob an den riesigen Schwangerschaftsbauch, der mir diese hübsche, gesunde Tochter bescherte. Ganz ohne Schwangerschafts Streifen!

Mahlzeit liebes Weihnachts Wamperl! Und natürlich Prost! :-))

Foto: Tabitha Turner, unsplash

© Micaela Hemesath 2021-12-20

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