von Michael Schober
März 2007
Wir, eine 8-köpfige Trekking-Gruppe waren nun schon seit 5 Tagen unterwegs und erreichten heute die Elena-Hut auf 4540m Seehöhe.
Unser Ziel war die 5109m hohe Margherita-Spitze des Ruwenzori Gebirges im Grenzgebiet von Uganda und Kongo wo der Nil seinen Ursprung hat.
Gefürchtet sind die klimatischen Bedingungen am Ruwenzori, hier knapp am Äquator. Es herrscht, das ganze Jahr über ein extrem feuchtes Klima mit enormen Niederschlagsmengen. Im Durchschnitt regnet es 300 Tage im Jahr.
Angesichts dieser Fakten, hatten wir bisher großes Wetterglück. Abgesehen von einem Nachtgewitter und ein paar Regenstunden war es relativ trocken, teilweise sogar sonnig. Bis zur Elena-Hut, die oberhalb der Vegetationszone auf felsigem Gelände steht waren wir mit Gummistiefeln in diesem größten Hochmoor der Erde, durch dichten Regenwald und Sümpfe unterwegs. Die Vegetation ist absolut einzigartig hier. An 3 Tagen konnte ich sogar mein Zelt aufstellen und eine ruhige, wenn auch frostige Nacht genießen. Ich schlafe nicht so gern in Hütten…
Nun heute am Gipfeltag sollte sich der Ruwenzori von seiner rauhen Seite zeigen. Die 600hm zum Gipfel und retour sollten eigentlich in 5 bis 6 Stunden zu bewältigen sein….
Beim Abmarsch um 7 Uhr war noch klare Sicht. Eine Stunde später am Rand des Stanley Gletschers wurden die Sichtverhältnisse durch dichten Nebel äußerst schlecht. Wir legten die Steigeisen an und begannen den Aufstieg in 2 Seilschaften. Nach kurzer Zeit am Gletscher wurde der Nebel so stark, dass unsere beiden einheimischen Guides die Orientierung verloren und darüber diskutierten wo es wohl weitergehen sollte. Es wurde entschieden in unterschiedlichen Richtungen den Weg zum Gipfel zu finden. Abgesehen von der nicht vorhandenen Sicht war das Wetter nicht so übel. Wir wanderten ca. 3 Stunden im Blindflug über den Gletscher auf ca. 5000hm, bis wir kurz vorm Gipfel die 2. Gruppe im Nebel hörten. Die Erleichterung war groß. Der letzte Anstieg zur Margherita Spitze wurde an Fixseilen und Eisenleitern bewältigt.
Um 13 Uhr standen wir auf dem 3. höchsten Gipfel Afrikas. Es war windig, kalt und Sicht gleich Null.
Beim Abstieg zog bald ein Gewitter auf das ich wohl nicht vergessen werde. Bei Sturm, Schneefall, Graupelschauern und Regen, begleitet von Blitz und Donner stiegen wir langsam den Gletscher hinunter und verloren in der Nebelsuppe wieder die Orientierung. Ich hatte ein GPS-Gerät dabei und konnte so die Richtung zur Elena-Hut feststellen. Um 17 Uhr, 200hm oberhalb der Hütte waren wir total durchnäßt und der Weg war durchgehend von einer Eisschicht überzogen und nicht gangbar. Mit Hilfe unserer braven Guides seilten wir uns bis kurz vor die Hütte ab. Den letzten Weg rutschte ich am Hosenboden…
Um 19 Uhr, nach 11 Stunden kamen wir erschöpft ins Trockene und in den Schlafsack.
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne vom Himmel und wir sahen zum ersten Mal „unseren“ Gipfel. So schön war`s, das Wetter – am Ruwenzori.
© Michael Schober 2019-04-11