von Michael Schober
November 2008
In recht kurzer Zeit wurde mir klar, dass Patagonien, das Horn Südamerikas mit seinen 1,6 Mil. Einwohnern auf 765000km2, das sich über Argentinien und Chile bis Feuerland erstreckt schon auf Grund seiner geografischen Lage zwischen Atlantik und Pazifik eine besondere Wetterküche ist.
Wir waren eine 4-köpfige Trekkinggruppe. Von Buenos Aires ging’s per Flieger 2000km nach Calafate, am Lago Argentino von wo wir per Bus nach El Chalten am Fuße des berühmten Fitz Roy und des lange als unbesteigbar geltenden Cerro Torre fuhren. Hier wanderten wir einige Tage bei stürmischen Winden, aber meist trockenem Wetter in absolut grandioser Gegend, leider ohne den Cerro Torre einmal zu sehen. Wir waren in einer Lodge untergebracht…
Weiter ging es nach Besuch des imposanten Perito Moreno-Gletschers mit Linienbus nach Chile um hier 8 Tage im Torres del Paine Nationalpark zu wandern und zu zelten.
Bei Starkwind und Regen erreichten wir, nach Überquerung etlicher Bäche den ersten Zeltplatz Campo Seron wo ein Gaucho in seiner Hütte für uns kochte. Die Nacht wurde lang, nass und stürmisch. Ohne Ohrenstoppel war an Schlaf nicht zu denken. Weiter gingen wir zum „Paso Viente“(Windpass) bei orkanartigen Winden und Starkregen. Vorbei am Lago Paine ging’s bei Regen und Sturm zum Camp. Dickson wo wir die nächste, etwas ruhigere Nacht verbrachten und sogar duschen konnten. Die weitere Etappe führte uns (leicht verkühlt und verschnupft) 750hm höher zum John Garner-Paß, mit Blick auf das patagonische Inlandeis. Nach 7 Stunden zurück im Camp begann es so richtig zu stürmen und zu regnen bei Temperaturen um 0 Grad. Wir wärmten uns in einer nahen Hütte bei Tee und Whisky. Die 150m bis zum Zelt wurden auf Grund des Sturmes und hochwasserführendem Baches herausfordernd.
Am nächsten Tag, (Verkühlung vorbei) wanderten wir bei schönem Wetter und atemberaubender Gebirgskulisse vorbei an der Laguna Negra zum Lago Pehoe am Fuß der imposanten Cuernotürme. Abends wurde es ungemütlich. Der Wind peitschte mit unglaublicher Wucht über den See. Mein Zelt beschwerte ich mit unzähligen Felsbrocken und schnürte es fest. Die Nacht war extrem stürmisch. Mit Ohrenstoppeln war Schlaf möglich. Danach machten wir uns auf zum Camp. Los Cuernos am Ufer des Lago Nordenskjöld das ich zu mittag, völlig durchnäßt erreichte. Im nahen Refugio wurde leider nicht geheizt. Das ist wohl was für Warmduscher. Dusche auch kalt. Was soll’s. Ich setzte mich in einen kalten Raum und rauchte erstmals eine Pfeife. Das war draussen nie möglich. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte mich. Es folgten noch 3 Wandertage im großartigen Nationalpark Torres del Paine mit leicht besserem Wetter und einmal sogar für 1 Stunde Sonne, was mir das Rauchen einer weiteren, diesmal „Outdoorpfeife“ erlaubte.
Am letzten Tag wanderten wir bei schönem Wetter 17km durch die Pampa zum Endpunkt nach Puerto Natales wo wir kurz vor Ankunft nochmal so richtig durchgewaschelt wurden…
© Michael Schober 2020-02-26