Das Zauberschloss

In der Trilogie Hotel Dalmatia mit den verschiedenen Erzählungen möchte ich nun über meine Mutter berichten.

Es war eine geheimnisvolle Zeit mit sonderbaren und teilweise unbekannten Einzelheiten: “Es war einmal”, wäre ein spannungsgeladener Anfang. Unsere „gräfliche“ Mutter stammt aus einem barocken Schloss, 1840 neuromanisch umgebaut, und es liegt in einem weitläufigen Märchenpark am Rande der Gemeinde Nalzovske Hory im Kreis Klatovy in Böhmen. Sie wurde 1931 unter noch im Schatten liegenden Umständen in der fürstlichen Residenz geboren und lebte bis 1946 in dieser traumhaften Umgebung des irischen Märchenwalds. Er und die mittelalterliche Burg, das spätere Schloss, verbergen zahlreiche Schätze, welchen ich allmählich nachgehe.

Wer war der rühmliche Vorbesitzer Graf Taaffe und warum verkaufte die Familie das herrliche Anwesen, zu dem Wälder, Teiche, Felder sowie ersprießliche landwirtschaftliche Betriebe gehörten. Besonders mystisch erscheint die teilweise verborgene Geschichte des oft verschwiegenen irischen Grafen, der österreichischer Ministerpräsident und naher Freund des Kaisers war. Wie gestalteten sich der Verkauf an unsere Familie Müller zu Beginn des 19. Jhs. Woher stammten die hohen Beträge, mit welchen der Bruder meines Großvaters das Schloss erwarb. Schließlich eröffnet sich unwillkürlich die nicht so einfache Suche nach dem wirklichen Leben und der strengen Erziehung seiner vier Kinder. Vollkommen im Dunkeln liegen die Begebenheiten der überstürzten Flucht nach Bayern und jene der Weiterreise über England nach Kanada. Welche ominöse Rolle spielte die der Königin nahestehende Familie Lord Ablesmith? Gleichwohl abenteuerlich muten die Berichte über die rasche Rettung kanadischer Fallschirmspringer an, die Großvater vor SS Schergen im Schlosskeller verbarg und ihnen das Leben rettete. War dies die Freikarte für die Flüge nach Ontario?

Wie lernte meine Mutter meinen älteren dalmatinischen Vater und bereits erfolgreichen Kaufmann kennen, der geschäftlich bedingt aus Frankfurt kam. Wie reagierte die deutsch-tschechische Familie auf den Flüchtling aus Ex.Jugoslawien? Zu vermuten ist, das beide sich aus Prag kannten, wo Vater schon eine florierende Kellerei mit einem Prager Freund besaß. Soweit meine Erinnerungen gehen, plante er in Toronto Fuß zu fassen, um dem beginnenden kalten Krieg zu entgehen. Kam ich nur deswegen in Newmarket zur Welt, um im Fall des Falles als ein Native Canadian mit meiner Familie bleiben zu dürfen. Oder war es wirklich eine wunderschöne und Filmreife Liebesgeschichte, die vor Jahren in Prag begann.

Ab den 50ger Jahren lebte sie in München und fuhr gelegentlich mit nach Dalmatien, das kaum zu ihren Sehnsuchtsorten zählte.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nal%C5%BEovsk%C3%A9_Hory

https://zameknalzovy.com/historie.html

http://theesotericcuriosa.blogspot.com/2010/05/policeman-of-empire-graf-eduard-franz.htm