von Manuel Gründler
Ich bin dem Ziel so nah und strecke meine Hand danach aus. Doch spüre ich nichts und greife ins Leere. Ein kaltes, ekelhaftes Gefühl des Versagens füllt meinen ganzen Körper aus. Ich habe alles gegeben, um den Traum wahr werden zu lassen, und so habe ich mir sämtliche andere Wege genommen.
Und was bleibt am Ende der Geschichte? Hass auf mich selbst und die Welt. Das verfehlte Ziel trifft mich schwer. Es war so greifbar und dennoch nicht erkennbar. Mit jedem Schritt nach vorne gerät das Ziel in noch weitere Ferne.
Es ist wie ein Lauf gegen die Zeit. Jede Sekunde, die ich für meinen Erfolg aufbringe, ist eine Sekunde, in der das Versagen näher rückt. Jede Minute, so kostbar sie auch erscheint, verliert ihren Wert. Jede Stunde der Arbeit, welche ich hineinstecke, war umsonst. Den Lauf gegen die Zeit kann ich nur verlieren, denn sie bleibt niemals stehen.
Träume über die goldene und glückliche Zukunft zerschmettern an den Gedanken an die Realität. Wenn ich mir alles so ausmalen könnte, wie in den Träumen, würde jedes Mal ein Kunstwerk entstehen. Aber die Farben werden mir vom Leben nicht geschenkt. Diese innere Leere kann ich nicht füllen. Mich kränkt mein Versagen und kein Tag vergeht, an welchem ich nicht darüber nachdenke, was ich hätte anders machen können.
Leib und Seele habe ich gegeben und mich selbst kaputt gemacht, nur um mein Glück zu finden. Der Weg ist das Ziel, aber was habe ich denn erreicht? Der Weg ist das Ziel, aber es fühlt sich nicht wie ein Ende an. Bin ich den schon auf dem Weg oder stehe ich noch im Stillstand der Zeit? Hat meine Zeit noch nicht begonnen? Jeder Schritt wiegt so schwer und lässt mich alle vorherigen anzweifeln.
Ich selber schaffe mir Kurven und Hindernisse auf einem vorerst geraden Weg. Ich lege mir die Stolpersteine, weiß auch genau wo ich sie hinlege und stolpere dennoch über sie. Ich laufe und laufe in das vermeidliche Ziel und weiß nicht, ob ich wirklich die richtige Richtung einschlage. Laufe ich wirklich dahin oder laufe ich davon?
Was aber, wenn genau dieses Versagen das Ende meiner Reise ist? Auf dem Weg der Last und des Schmerzes zu wandeln und nie wirklich an das Ende anzukommen. Gefangen in der Zeit, um mit diesem Schicksal zu leben. Wenn dieser Weg mein Ziel ist, will ich ihn nicht länger beschreiten, aber ich bewege mich bereits darauf. Ich weiß nicht, wieweit ich schon gegangen bin und wie weit es noch gehen soll, aber ich gehe weiter.
Ich kann kein Ziel erkennen und trotzdem besteht die Hoffnung auf ein Ende. Alles muss irgendwann enden. Alles hat ein Ende, jedes Glück verblasst, sowie jeder Schmerz erlischt. Jedes Pech verfliegt und jede Wunde verheilt. Jeder Tunnel hat einen Ausgang und jedes Loch einen Boden. Nur stellt sich mir die Frage. Wann kommt meines? Wann ist es vorbei?
Wann ist mein Weg zu Ende?
© Manuel Gründler 2023-09-27