von Ellie G
Ich erinnere mich noch immer an dich.
Das Bild von dir im dampfenden Regen hĂ€ngt seit dem Tag, an dem du mir sagtest, du brĂ€uchtest Zeit, fest in meinem Kopf. Ich habe viel an dich gedacht. Meistens dann, wenn ich allein war. Wenn ich in meinem Bett lag und mir wĂŒnschte, deinen Atem an meiner Wange zu spĂŒren. Wenn ich mich in deine Welt hinein trĂ€umte, weit entfernt von hier und mir. Als du dich umgedreht hast und dein Schatten hinter der kalten Hauswand verschwand, durchströmte mich ein GefĂŒhl, dem ich zuvor nie begegnet war. Ein reiĂender Strom aus TrĂ€nenscherben. Es fĂŒhlte sich an wie einhundert heiĂe Messerstiche, ganz tief in meiner Brust und die Messer trugen deine Initialen. Deine Stimme ist nur noch ein leises Echo, denn damals habe ich versucht, dich aus meinem Bewusstsein zu verdrĂ€ngen. Dich zu verbannen, damit ein anderer meine Wunde heilen kann. Ganz habe ich das nicht geschafft und heute bin ich sogar ein wenig dankbar dafĂŒr, denn du bist eine Liebesgeschichte, ein Teil meiner Geschichte, ein Kapitel meines Lebens. Ich habe mich nie dafĂŒr interessiert, ich war in einem Neuland und dann traf ich dich. Du, in diesem kleinen grauen Raum, deine Gitarre ruhend in deinen HĂ€nden und dein Blick auf mir. Du hast mich angelĂ€chelt und ich wusste nicht, welche Sprache du sprichst. Ich erinnere mich an den Klang deiner Gitarre und daran, wie du mir von deinen Reisen erzĂ€hlst und von deinen TrĂ€umen und ich erinnere mich, wie ich mich insgeheim fragte, ob es wirklich deine TrĂ€ume waren. Dein Kuss schmeckte nach kĂŒhlen Kirschen, deine HĂ€nde waren rau von den scharfen Saiten deiner Gitarre und von der Last deiner TrĂ€ume. Dein Lachen war ein warmer Sommertag, doch deine Worte konnten gefĂ€hrlich sein. Manchmal waren sie Vorboten deines spitzen, polierten Messersets. Meine Tagebuchseiten waren gefĂŒllt mit Worten ĂŒber dich. Deine Bilder, deine glĂ€nzenden Augen, deine lieblichen Worte und das sanfte FlĂŒstern deiner Stimme in meinem Ohr. Deine Forderungen, deine Ungeduld, dein Zorn. Ăber mich. Du wolltest mich, doch ich war nicht bereit fĂŒr dich und das passte dir nicht, also verlĂ€sst du mich.
Heute denke ich noch immer an dich und mich. Mit 16 Jahren, Hand in Hand, du grinst mich an und Zeit ist erstmals endlich.
© Ellie G 2023-08-11