Dein Spiegelbild

Katinca

von Katinca

Story

Ich schließe die Augen, die deine Lippen berühren. Ich wache auf, ich sehe jeden Morgen nur dein Gesicht. Und doch sehe ich jedes Mal sein Gesicht vor mir, wenn der Himmel so schwarz leuchtet.
Was habe ich nur falsch gemacht? In jedem deiner Lächeln sehe ich seines. Bei jedem Kuss formen meine Neuronen seine Umrisse auf meine Leinwand. Hätte ich ihn nie gehen lassen dürfen, nie ziehen lassen, Entscheidungen fassen, mich nicht für falsche Wege hassen. Hätte ich ihm hinterherrennen müssen, seine Schritte suchen oder mein Schicksal verfluchen?

Liebe Vergangenheit, lieber Dieb, der mein allerliebstes Leben mir gestohlen hat. Wo werde ich mich finden, wenn du immer ein paar Schritte vor mir zu sein scheinst? Ich versuche immer, dich zu fangen, doch in Wirklichkeit habe ich dich nie verloren. Bei jedem meiner Küsse sehe ich nie, kein einziges Mal, wohl niemals meinen Freund vor meinen Augen, außer ich schließe sie nie mehr – die meinigen. Doch meine Seele ist fürs Träumen geboren. – Schließe ich nicht mein Augenlicht bei den wundervollsten Dingen im Leben, habe ich wohl längst verloren. Da sind diese Momente, in denen ich das Gefühl habe, mit meinem Freund zu verschmelzen. Aber in echt sehe ich immer nur dich, in Momenten, in denen ich wohl doch viel lieber an meine Liebe der Gegenwart denken sollte. Aus Respekt, ja, vielleicht einfach auch, weil ich sie einst liebte. Aber in Wahrheit habe ich einfach nie aufgehört, dich zu lieben. Ich habe dich viel mehr verehrt, dir mein Herz geehrt, es jeglichen Männern verwehrt, während das deine nie hätte Anklopfen müssen, es hätte keine Tür zum Aufschließen vorgefunden, nur ein Tor voll blühender Rosen und Veilchen. Du durftest eintreten – jederzeit. Doch dann zogst du die Tore hinter dir zu, nicht ich, nein, das warst ganz allein du. Und seither begann ich mich in der Vergangenheit zu verlieren, mir vorzuspielen, mich neu zu verlieben, doch in Wahrheit erscheinst immer nur du, wenn sich Augen schließen, Lippen berühren, doch ich nur die deinigen spüre. Wie hast du das nur jemals gemacht, geschafft? Mich zu quälen, mir meinen Tod zu wählen, in dem ich andere mit hineinziehe, die doch nur in mir deren große Liebe sahen.

© Katinca 2025-03-28

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional