Dem Herzen nahe

Sonja Runtsch-Dworzak

von Sonja Runtsch-Dworzak

Story

Ich habe eine Enkeltochter, die in einer Woche sieben Jahre alt ist. Sie wird Geburtstag feiern, vielleicht mit Freundinnen und Familie. Aber ein Mensch in ihrem Leben wird fehlen- ICH! Denn sie darf seit fünf Jahren nicht wissen ,dass es mich gibt. Als ich ihr zu ihrem fünften Geburtstag ein kleines Geschenk mit der Post schickte mit Glückwünschen und einem Disney Märchenbuch, war die Polizei da. Meine Schwiegertochter verweigerte ihrem Kind mein Geschenk, ging auf die Polizeiwachstube und verlangte von der diensthabenden Polizistin, dass sie mich anruft. Ich weiß nicht, warum die Polizistin dieser Aufforderung nachkam. Meineserachtens ist es kein strafrechtlicher Tatbestand, wenn ich als Großmutter, die zwei Jahre lang ihre Enkelin lieben und beaufsichtigen durfte, ein Geburtstagsgeschenk schicke. Mir stockte der Atem, mein Herz raste und ich weiß nicht, wieviele Tage lang ich weinte. Konflikte gibt es in jeder Familie, aber ich glaube nicht, dass es üblich ist, der Großmutter die Polizei auf den Hals zu hetzen, weil sie ein Märchenbuch zum Geburtstag schickt. In diesem Jahr kam meine Enkelin in die Schule, sicher für sie sehr aufregend. Ich stellte mir vor, wie sie mit einer Schultüte, so wie sie mein Sohn auch erhielt, am ersten Tag zur Schule ging. Gerne wäre ich dabei gewesen, aber………Wie jedes Jahr werde ich für sie an ihrem Geburtstag eine große Kerze in der Kirche anzünden und ihr mit einem Herzen voll Liebe mit dem Segen Gottes alles Gute wünschen. Jedes Jahr, wenn Weihnachten näher rückt und alle liebevoll Geschenke für ihre Kinder und Enkelkinder aussuchen und sie verpacken, suche ich in Organisationen Kinder, denen es nicht gut geht und beschenke sie. In meiner Seele kehrt dann Weihnachtsfreude ein, wenn ich, wie die letzten Jahre, Packerl zurechtmache mit Weihnachtskarten. Die Caritas ruft jedes Jahr mit ihrer Aktion “Christkind” dazu auf. Auch diesmal werde ich so hoffentlich manchen Kindern Freude schenken dürfen. Vor drei Jahren lernte ich zufällig den Verein Jo Jo kennen, ein Verein, der sich um Kinder kümmert, die nicht im Licht des Lebens stehen. Auch für diese Kinder durfte ich Weihnachtsfreuden bereiten. So war auch für mich die Advent und Weihnachtszeit eine innere Freude. Mit meinem Herzen sehe ich die glänzenden Augen der Kinder, auch die meiner Enkelin. Ich erinnere mich noch gut, wie aus ihren blauen Augen förmlich Sterne blitzten, wenn sie sich freute. “Man sieht nur mit dem Herzen gut”, und so sehe ich mit meinem Herzen und ihrem Herzen uns beide vereint.

© Sonja Runtsch-Dworzak 2021-10-08

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