Gerade hatte ich mir ein Plätzchen in der Blumenwiese ausgesucht, da erfüllte mich die Sehnsucht, die Wolken auf dem azurblauen Himmel zu beobachten. Die Wolkenbänder luden mich auf eine Reise ein und mein Körper ließ sich auf den weichen Grashalmen nieder. Die Fahrt mit den Wolken war einerseits ziemlich holprig, da dachte ich an das Leben, das sich auch im Auf und Ab bewegt und uns Menschen unterschiedlichste Gefühle beschert. Das beruhigende Blau umfing meine Seele und ich fühlte mich geborgen wie in meinen Kindertagen, die wir, meine Freundinnen und ich, im Kukuruzfeld verbrachten. Verstecke dieser Art bewahrten uns vor den Eltern, die fast immer Aufgaben für uns bereithielten, die unbedingt erledigt werden mussten. Wenn wir im Maisfeld lagen, da waren wir vor Eindringlingen sicher, da erfreuten wir uns an den Wolken, die verschiedene Gestalten bildeten. Wir sahen Tiere und Märchenfiguren, aber auch bedrohliche Wesen, die uns ein bisschen erschreckten. Gab es nach einigen Stunden auch ein Donnerwetter, weil uns die Eltern gesucht hatten, so konnte uns niemand die gemeinsamen Stunden beim Schäfchen zählen vermiesen.
Genauso fühlte ich mich auf dieser Blumenwiese, natürlich schon um viele Jährchen älter, das Blau umfing meine Seele und der Ballast des Alltags schwebte auf einem ganz kleinen Wölkchen davon. Nach einiger Zeit gesellten sich weitere kleine Himmelsgebilde dazu und ich freute mich wie ein Kind, denn das Beobachten der Wolkenbänder ließ mich in die unendliche Ferne schweben.
Vom vielen Schauen wurde ich dann doch einmal müde, trotzdem genoss ich diese Umgebung und wurde immer mehr von Freude erfüllt. Langsam fielen mir die Augen zu, die Sonne erwärmte mein Gesicht und ich schlief selig und glücklich ein. Es müssen Stunden gewesen sein, denn plötzlich weckte mich ein wirklich lautes Grollen, es kündigte sich ein phänomenales Naturschauspiel an. Zwei große Gewitterwolken strömten mir entgegen, Blitze erleuchteten das vorher noch so friedliche Firmament und dann: Riesige Hagelkörner prasselten auf meinen Kopf, die mich fast zum Schwanken brachten. Nur meine Tasche bot mir ein bisschen Schutz, denn weit und breit gab es weder ein Haus noch eine Scheune oder einen Stall. Ich wollte gerade losrennen, als das Gewitter plötzlich verstummte und ein Regenbogen mit den schillernden Farben am Horizont erschien. Wieder entdeckte ich eine kleine Wolke, die mir zuwinkte und ein Lächeln schenkte. Der Sturm des Lebens hatte in diesem Augenblick gewütet. Zwei bauschige Wolkenarme umfassten meinen Körper, sie drückten mich ganz fest und ein angenehmes Rauschen beruhigte mich. Die Geborgenheit nahm mich in die Arme. Plötzlich leuchtete der Regenbogen immer intensiver und ich dachte mir, dass es wunderschön sein müsste, auf ihm hochzuklettern. Alle Tücken des Alltags flogen davon, die Probleme entschwanden in die weite Ferne, ich erahnte die Unendlichkeit und fühlte mich dem Himmel ganz nah!
© Christine Büttner 2022-08-14