Dem Kuckucksvater auf der Spur

Libero

von Libero

Story

Natürlich ist ein Kuckuckskind sehr an seiner Herkunft interessiert. In dem Fall sind es meine väterlichen Wurzeln. Grund genug, sich das mal genauer anzusehen.

Wie schon in der letzten Story ausgeführt, war Josef (weitgehend bekannt als Pepi) Matauschek mein amtlich anerkannter, leiblicher Vater. Er hatte einen Bruder und dieser wiederum zwei Söhne, meine Cousins. Mit ihnen habe ich einen gemeinsamen Großvater. Dieser lässt sich genetisch über diese männliche Linie leicht feststellen. Das Gericht lud sie beide vor, um eine Speichelprobe abzugeben. Einer weigerte sich partout, aber der andere gab sie nach mehrfacher Aufforderung inklusive Drohung mit einer polizeilichen Abholung dann doch ab. Und tatsächlich: Über seine und meine Probe wurde der gemeinsame Großvater nachgewiesen! Nachdem es nie wirklich persönlichen Kontakt mit meinem Erzeuger gegeben hatte, bleibt mir nur eine Sammlung an Zeitdokumenten. Davon gibt es zum Glück reichlich, weil er eine Person des öffentlichen Interesses war.

Pepi Matauschek stammt nämlich von einer legendären Wienerlied-Familie ab, der sogar lange nach ihrer Hochblüte viele CDs gewidmet wurden. Folgend ein Auszug aus dem Booklet einer davon: „Gebrüder Hans, Fritz (mein Großvater) und Karl haben zu ihrer Zeit nicht nur die Entwicklung des Wienerliedes als aktive Musikanten mitgestaltet, sie waren auch Inspiration und Vorbild für einige Generationen von Sängern. Und nicht zu vergessen – in ihren Lokalen waren auch die bedeutendsten Wienerliedkomponisten jener Jahre anzutreffen, als Stammgäste und als Klavierinterpreten bzw. -begleiter.“ Wenn man im Internet auf radiowienerlied.at im Shop nach dem Namen Matauschek sucht, dann erhält man ausschließlich Treffer, die alle mit der Familie in Zusammenhang stehen.

Über die Familie Matauschek gibt es sogar eine Diplomarbeit aus dem Jahr 1985. Sie entstammt der Feder einer gewissen Maria Walcher, die ursprünglich eine Arbeit über das Wienerlied schreiben wollte. Im Zuge ihrer Recherchen stieß sie dann auf meinen Vater und stellte fest, dass seine Familie so sehr mit dem Wienerlied verwoben ist, dass das als Thema allein schon ausreicht. Später leitete sie das Wiener Volksliedwerk und stieg zur Generalsekretärin des österreichischen Volksliedwerkes auf.

Der junge Pepi wuchs also in diesem musikalischen Umfeld auf, eignete sich das Spielen von Klavier sowie Ziehharmonika an und lernte die Wienerlieder seiner Zeit quasi im Vorbeigehen. Später begann er eine Lehre zum Drogisten. Der Krieg kam dann dazwischen und er sollte diesen Beruf nie ausüben. Seine um 10 Jahre ältere Schwester heiratete einen Limonadenfabrikanten, in dessen Firma er dann irgendwann begann mitzuarbeiten. Diese Firma Getränke Ammersin gibt es heute noch. Als meine Mutter ihn kennenlernte, war er dort in einer hohen Position tätig. Er wechselte später zur E.A. Generali und ging von dort dann in der Position eines Prokuristen in Pension.



© Libero 2020-10-19

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