Den berühmten Korb kassieren

Laura Bentele

von Laura Bentele

Story

Heute war einer dieser Tage. Der Ball, der sich Absage nennt, wurde durch meinen Korb geschmissen und ist auf den Boden geknallt. Ich habe es schon kommen sehen und war ich nicht „groß“ genug es zu verhindern. Vielleicht hätte ich den Ball auf halber Strecke aufhalten können, ihm meinem gegenüber aus den Händen reißen müssen und schnell selbst einen Wurf gewagt. Habe ich aber nicht. Ich meine es ist nicht so, dass ich diese Situation nicht schon öfter hatte. Ich hatte diese Tage und vor allem hatte ich den Ball auch schon oft genug selbst in der Hand und aus kurzer und weiter Entfernung in den Korb geworfen. Und doch sehe ich ihm erstmal zu wie er vom Korb auf den Boden, dann in die Luft und wieder auf den Boden knallt. Immer und immer wiederholt es sich. Bis der Ball endlich liegen bleibt. So auch meine Gedanken. Mit jedem Mal, indem der Ball wieder in die Luft hüpft, kommt eine neue Situation und damit verbundene Frage in mir auf: Wieso hat er das gesagt, wenn? Wieso hat er so reagiert, wenn? Wieso wollte er mich sehen, wenn? Dann bleibt er liegen und ich habe auf all die Fragen immer noch keine Antwort. Da stehe ich nun und merke: Jemand wollte mich nicht auf die gleiche Weise wie ich es wollte. Ich würde lügen, wenn es mir überhaupt nichts ausmacht. Ich denke es liegt in der Natur des Menschen Annahme und Interesse von jemandem zu bekommen, dem man gewillt ist dieses zugeben. Und in genau dieser Natur liegt es eben auch, dass man sich mies fühlt, wenn der andere es nicht so sieht. Als ich den Ball auf dem Boden liegen sehe, kommt mir auf einmal der Gedanke: Wieso denn aufgeben und nicht weiterspielen? Das erste Mal überlege ich, was passiert, wenn ich das runde Feindbild nicht einfach wieder in meine Hände nehme und weitermache. Also hebe ich ihn auf. Aus den Fragen in meinem Kopf werden klare Aussagen. Es ist völlig egal, was mein Gegenüber mir irgendwann mal gesagt hat. Vielleicht war es seine Wahrheit, vielleicht war sie es nicht, aber nicht ich habe diese Worte ausgesprochen, sondern er und er definiert nicht, wer ich bin und auch nicht, ob ich gut oder weniger gut im Spiel des Lebens bin. Ich stand offen, habe ihn in meine Zone des Feldes gelassen, weil ich es so wollte. Ich wollte wissen, wer er ist und ich wollte wissen, ob das ein Match auf Augenhöhe ist. Dafür muss man Risiko auf sich nehmen, dafür muss man manchmal die Verteidigung abbauen. Ich fange also langsam an zu trippeln und richte meinen Blick vom Boden auf die andere Seite des Spielfeldes. Dieser Korb hat mich vielleicht in den Rückstand gebracht, aber er hat mich nicht verlieren lassen. Es wird immer Menschen geben, denen man auf der Suche nach Liebe begegnet und einige davon werden noch öfter in meinen Korb werfen aber dieses Spiel ist erst vorbei, wenn es unentschieden steht. Im Spiel um Liebe gibt es keine Verlierer. Solange mache ich weiter, sortiere mich neu, lasse meine Verteidigung mal mehr mal weniger stark stehen, vertraue in mich und irgendwann kommt jemand der überhaupt nicht werfen will.

© Laura Bentele 2021-02-04

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