Ich habe mich nicht in diese Welt geholt.
Aber manchmal ist das Leben trotzdem schön. Es gibt sie immer wieder, diese Augenblicke des Einsseins mit sich und der Welt. Der Duft von Kaffee am Morgen, der Geschmack guten Essens, ein sanfter Windhauch, der zärtlich durch meine Haare fährt. Die Sonnenstrahlen, die auf meiner Haut angenehme Wärme erzeugen. Das Lächeln eines Fremden, dem ich auf meinem Weg begegne. Eine liebevolle Berührung, die nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Seele erreicht. Ein Spaziergang durch die Weinberge, vorbei an den reifen Trauben, die auf ihre Ernte warten. Das bunte Laub ist schön. Die Farben des Herbstes, die mit letzter Kraft leuchten, bevor der Winter die Natur mit seiner Kälte umschließt
Ich gehe zum See, setze mich an das Wasser, höre das sanfte Rauschen der Wellen, das mich in einen meditativen Zustand versetzt. Ich blicke auf das ruhige silbrig glänzende Wasser und fühle mich geborgen im Sein. Alles ist gut. So, wie es ist. Die Vergangenheit liegt ausgebreitet vor mir wie ein langer dramatischer Film. Die gelebten Jahre ziehen an mir vorüber. Lange schon ist der Zug meines Lebens unterwegs.
Ich bin müde geworden vom Leben, ruhiger, langsamer, gelassener. Ich genieße den Augenblick, tauche ein in die Geschenke des Tages, nehme sie auf und lasse mich von ihnen weitertragen, wohin auch immer.
Ich suche die Stille in mir, den meditativen Zustand der Leere. Ich ziehe mich zurück auf meine persönliche Insel des kleinen Glücks, das mich weiterleben lässt, Tag für Tag.
Auf der Welt passieren so schreckliche Dinge. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Menschen hungern, verhungern, während die Supermärkte ungeheure Mengen von Lebensmitteln wegwerfen. Bestimmt für das Feuer. Einfach vernichtet. Ohne Mülltrennung. Plastik, Glas, Papier, Metall, Brot, Fleisch, Gemüse, … alles zusammen in die schwarze Tonne. Und der Plastikmüll wird immer mehr. In den Haushalten muss der Müll getrennt werden. Die Supermärkte machen es nicht. Eine ungerechte Welt, die mich traurig macht. Es gibt so viel Leid auf der Welt. Kriege, Krankheiten, Konkurrenzkämpfe am Arbeitsplatz, Leistungsdruck, der schon in der Schule beginnt und sich dann wie ein roter Faden durch das ganze Leben zieht. Hautnah habe ich ihn erfahren, von der Volksschule bis hin zu meinem Berufsleben, das mittlerweile hinter mir liegt.
Aber die Welt ist aus den Fugen geraten. Ich stehe auf schwankendem Boden. Das Thema „Corona“ allgegenwärtig. Und ein Ende scheint nicht absehbar. Angst verbreitet sich immer mehr. Vor den Maßnahmen, die immer mehr in das persönliche Leben der Menschen eingreifen. Es passiert Veränderung. Spürbar, greifbar, sichtbar. So viele einander widersprechende Informationen, schreckliche Bilder im Fernsehen.
Schreiben darüber fühlt sich gut an. Und die Hoffnung, andere Menschen damit zu erreichen und in Kommunikation zu treten. Und Kommunikation schafft Verbindung und gibt Energie.
© Ulrike Puckmayr-Pfeifer 2020-10-28