von Landmaedel
Ungläubig starre ich auf mein Handy. Das kann nicht sein. Niemals! Sigi ist doch noch ganz fit und kein Berg ist vor ihm sicher.
Abermals lese ich den Patezettel. Ich bin geschockt und mir kommen die Tränen. Unser “Steirabua”, einer unserer längsten und herzlichsten Gäste, soll nicht mehr unter uns sein? Bitte weckt mich wer auf und sagt mir es war nur ein Albtraum.
Gerade diesen Sommer saßen wir noch jeden Abend zusammen. Plauderten über Gott und die Welt, machten Witze bis uns allen die Tränen kamen vor Lachen und genossen einfach die gemeinsame Zeit. Und nun soll es das gewesen sein? Das kann einfach nicht wahr sein. Aus dem Leben gerissen im 67. Lebensjahr. Er war fit wie ein Turnschuh und selbst im Urlaub dauernd in den Bergen unterwegs. Wie kann das sein?
Vor meinem inneren Auge ziehen die schönen Momente mit ihm und seiner Frau vorbei. Allein die Anreise war immer schon ein Erlebnis für mich. Er kam in unsere Küche mit Lederhosen und Kappe, stehts wie ein junger “Steirabua“ reinmaschiert und die Sonne ging auf. Ich habe mich immer so gefreut, ihn und seine Frau zu sehen. Zwei Puzzelteile, die einfach zusammenpassen. Die Herzlichkeit, Offenheit und Ehrlichkeit habe ich immer sehr geschätzt. Es war wie Verwandtschaft, die du nur einmal im Jahr siehst und du dich trotzdem tief verbunden fühlst.
Und jetzt? Ja jetzt gibt’s den “Steirabua“ nicht mehr. Doch es bleiben diese unglaublich schönen Erinnerungen an ihn und die gemeinsame Zeit. Und wer nun sagt: “Aber er war doch nur ein Stammgast.” Der hat keine Ahnung, wie es ist, wenn aus Gästen Freunde und dann irgendwann sowas wie Familie wird. Es ist wie ein Teil, der nun weggebrochen ist – ein Stückchen Geschichte unseres Familienbetriebs. Viel mehr als nur ein Gast.
Doch was bleibt noch? Es sind die Erinnerungen an die gemeinsamen lustigen, schönen, tief verbundenen Momente. An seine Witze. Die unglaubliche Herzlichkeit. Die tiefgründigen Gespräche zwischendurch. Und es bleibt die Dankbarkeit! Dankbarkeit, diesen fröhlichen “Steirabua” überhaupt kennenlernen zu dürfen in seinen vielen Facetten. Und in so vielen Sommern zumindest kurz bei uns zu Gast haben zu dürfen. Dankbar blicke ich auf diese Zeiten zurück und sage “Pfiati” zu einem unglaublichen Steira. Hoffentlich findet er dort oben genügend Berge, auf denen er herumsteigen kann.
Und ich weiß ganz genau, im nächsten Sommer wird er uns unglaublich fehlen. Doch eins ist gewiss, wir trinken einen Schnaps für ihn mit und stoßen auf ihn an. Denn was bleibt, ist die Erinnerung!
© Landmaedel 2021-12-27