Den Zug zur rechten Zeit

Thomas Stierstorfer

von Thomas Stierstorfer

Story

Es war einer dieser Tage, an denen man aufwacht, ohne den Hauch einer Motivation. Ein Montag war es natürlich. Doch welcher normale Mensch quält sich denn nicht zu Beginn der Woche mit aller Mühe am frühen Morgen aus dem Bett? An jenem Tag klingelte mein Wecker. 6 Uhr morgens. Der erste Weckruf, einer von vielen weiteren, die ich wiederholt ausschaltete. Durch die kleinen spalten der herunter gelassenen Jalousie strahlte quasi die morgendliche Dunkelheit des näher rückenden Winters. Bei dem Gedanken an diese Kälte, wollte ich, wie sonst auch immer, einfach liegen bleiben und mich lieber noch im Bett etwas hin und her wälzen. Aber was hilft einem das schon, man muss sich einfach selbst überwinden. Ob ich nun wollte oder nicht, definitiv nicht, so sagte ich mir selbst: „Auf ein Neues“.

Täglich der gleiche Kampf, so sprang ich aus dem Bett direkt ins Bad unter die Dusche. Beim Duschen machte ich mir oft Gedanken, über meine Träume von letzter Nacht. Ich hatte meist seltsame Träume, wobei ich gern gewusst hätte, was diese zu bedeuten hatten. Raus aus der Dusche, über das kalte Parkett durch den Flur zurück in mein Zimmer, um mich anzuziehen. Die Sachen gepackt, die Schuhe angezogen, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, um meinen Zug zu erwischen und rechtzeitig in die Schule zu gelangen. In die Berufsschule, denn ich absolvierte eine Ausbildung als Maurer. Meine Berufsschule befand sich in einer benachbarten Stadt im Landkreis. Bogen, 13 km entfernt und schnell mit Auto oder Zug zu erreichen.

Ich hatte nicht weit zum Bahnhof, denn Ich wohnte in einer kleinen Stadt, wobei diese ja eigentlich gar nicht mehr so klein war. Mitten im Herzen dieser Stadt befand sich meine Wohnung mit nur 5min Fußweg zum Bahnhof. Genau genommen war es nicht meine Wohnung allein, denn ich teilte sie mir mit meinem Mitbewohner. Robin, er war drei Jahre älter als ich und in vielerlei Hinsicht sehr anstrengend, obwohl er doch nett war.

Meist erwischte ich den Zug rechtzeitig, wenn dem jedoch nicht so war, so kam ich eben einfach eine Stunde später in den Unterricht, ohne Bedenken.

In der Schule angekommen, an diesem Tag sogar pünktlich, begann unser Lehrer immer mit dem Überprüfen der Anwesenheit. Ich saß in der letzten Reihe der Klasse und wir waren nicht viel Schüler, neun um genau zu sein, sodass jeder einen eigenen Tisch für sich alleine hatte. Im Unterricht war ich nie besonders aufmerksam, nicht weil es mich nicht interessierte, sondern weil meine Konzentration des Öfteren schnell verflog. Meist zum Fenster hinaus oder ich war müde, meine Augen fielen zu und mein Kopf auf den Tisch. Doch ich war nicht der einzige, dem es so ging. Und so zog sich die Woche wie üblich. Die Berufsschule war mir natürlich viel lieber, als die Arbeit auf der Baustelle. Am Freitag jedoch fragte man sich nur, wie schnell diese Woche wieder einmal vergangen ist. Es verlangt wohl einfach nach etwas Geduld.

Und so verabschiedeten wir uns wieder einmal ins Wochenende.

© Thomas Stierstorfer 2023-01-21