Schon wĂ€hrend meiner frĂŒhen Kindheit kĂ€mpfte ich mit wiederkehrenden Löchern in meinen ZĂ€hnen und den damit verbundenen Zahnarztbesuchen. Ich hasste ZahnĂ€rzte!
So ging ich mit meiner Mutter regelmĂ€Ăig in ein Zahnambulatorium. Allein der Geruch der mir entgegen schlug, sobald ich die EingangstĂŒre öffnete, verursachte mir Ăbelkeit und AtemlĂ€hmung (auch deshalb, weil ich versuchte, die Luft anzuhalten, um ja nichts von den chemischen Substanzen einzuatmen). Die damaligen Zahnambulatorien waren nicht so modern und patientenfreundlich eingerichtet wie heute. Es gab alte HolzbĂ€nke im Warteraum, die etwas fast schon kommunistisches an sich hatten, sofern man das von einem MöbelstĂŒck behaupten kann. Die Patienten waren Nummern, die Angestellten verhielten sich wie Soldaten. Der Einzige der mich freundlich anlĂ€chelte war der Herr KirchschlĂ€ger, der gĂŒtig vom Bild herunterschaute. Und dann war da dieser neue Arzt. Neu lĂ€sst jetzt vielleicht Positives vermuten, doch er war neu im Sinne von anders. Er schaute unfreundlich und war sehr knapp mit Worten. Heute wĂŒrde man sozial inkompetent dazu sagen. AuĂerdem hatte er eine Glatze, war alt und hatte darĂŒber hinaus noch eine ruppige Assistentin. Das war einfach zu viel fĂŒr mich! Ganz offensichtlich hatte ich Probleme, wenn jemand gegen meinen Willen versuchte, in meinem Mund herum zu wĂŒhlen.
Was soll ich sagen? Ich war extrem nervös, es tat weh und sie versuchten, meinen Kopf von hinten zu fixieren. Dann hat er mich auch noch auf höchst dominante und unwirsche Art angeherrscht, und da hab ich einfach zugebissen. Es war sein Zeigefinger. Ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen. Der Bruno KirchschlÀger hÀtte das auch nicht verhindern können.
Meine Mutter und ich gingen von nun an immer in ein anderes Zahnambulatorium in Mariahilf, denn dort gab es wenigstens einen Paternoster. Auf Ărzte war ich damals generell schlecht zu sprechen. Ich sah einen weiĂen Kittel und brĂŒllte wie am SpieĂ. Danke auch an dieser Stelle an meine damalige KinderĂ€rztin. Sie hatte es sicherlich nicht leicht mit mir.
Damals wusste ich allerdings noch nicht, dass ich einmal mitten unter Ărzten arbeiten werde. In meinem tiefsten Unterbewusstsein war der Grund sicherlich der, dass ich die âFeindeâ so besser unter Kontrolle habe. Heute schreie ich nicht mehr, wenn ich einen weiĂen Arztmantel sehe, denn da hĂ€tte ich den ganzen Tag nichts Anderes mehr zu tun, also habe ich mich quasi mit ihnen verbĂŒndet â aber nur scheinbar…
© Alexandra Kottenbach 2019-05-06