von Jasmin Cypris
Da es so ein warmer Tag war und das Schwimmbad in der Nähe offen hatte, fragte ich bei einem lockeren Gespräch in der Klasse, ob wir Mädchen zusammen heute dorthin gehen wollten. An dem Tag hatten meine Klassenkameraden viel mit mir geredet, auch wenn meine Sitznachbarin oft die Schnittstelle dafür war. Die anderen tauschten Blicke miteinander aus und eine nach der anderen sagte mir höflich ab. Sie hatten verschiedene Gründe, die sie mir nannten. Die eine hatte heute Klavierunterricht bis Abend, eine andere konnte so spontan niemanden zum Fahren finden, da ihre Eltern beide heute arbeiten würden. Eine weitere sagte ab, weil sie heute lieber lernen wollte. Ich zuckte mit den Schultern und sah meine beste Freundin erwartungsvoll an. Wir hatten schon öfters ähnliche Dinge unternommen und das auch spontan. Sie verhielt sich irgendwie komisch, als sie mir sagte, dass sie keine Zeit hat. Schaute mir dabei nicht in die Augen und wechselte schnell das Thema. Einen richtigen Grund wollte sie mir nicht nennen, auch nachdem ich sie in einer späteren Unterrichtsstunde darauf nochmal ansprach. Ich akzeptierte ihre Entscheidung und fuhr ganz normal heim. Den Gedanken daran hatte ich bereits verloren, als meine Mutter mich ansprach. Sie fragte mich zufälligerweise, ob ich heute ins Schwimmbad möchte. Sie wäre in der Richtung unterwegs, sagte sie mir. Es wäre doch so heiß und eine Abkühlung wäre bestimmt schön. Ich war dazu auch nicht die beste Schwimmerin und wollte auch noch ein bisschen Schwimmen üben, um einfach sicherer zu sein. Also gefiel mir der Gedanke, einfach alleine ins Schwimmbad zu fahren. Meine Mama wusste natürlich nichts davon, dass ich heute bereits die Mädchen in der Klasse danach gefragt hatte. Ich dachte mir einfach nur „Warum denn nicht, geh doch einfach ohne die anderen!“ Gut gelaunt war ich, als meine Mutter mich vor dem Freibad absetzte und mir zwei Euro in die Hand drückte. Der Eintritt kostete nur 1,50 € für Schüler und sie erlaubte mir, den Rest für paar Gummibärchen am Kiosk auszugeben. Das freute mich natürlich besonders, für 50 Cent konnte man sich schon eine kleine Tüte mit einer bunten Mischung zusammenstellen lassen. „Ich hole dich in zwei Stunden wieder ab!“, rief mir meine Mutter durch das offene Fenster der Beifahrertür ihres alten Audis zu, während sie sich ganz weit in meine Richtung lehnte. Nachdem ich mir ein Ticket gekauft hatte, stapfte ich durch den Eingangsbereich an den Umkleiden vorbei. Stolz war ich, weil ich daran gedacht hatte mir meinen Bikini schon anzuziehen. Normalerweise hatte ich immer nur Badeanzüge an, weil wir nichts anderes hatten. Die Nachbarin aber hatte mir einen alten von ihrer Tochter geschenkt, die bereits ausgezogen war und studierte. Auch wenn er nicht mehr der modernste war und schon einige Jahre alt, fühlte ich mich sehr wohl darin.
© Jasmin Cypris 2022-08-16