Der Alltag als CEO: Führung im digitalen Wandel

Sebastian Prohaska

von Sebastian Prohaska

Story

Gerade um 8 Uhr ins Büro gekommen, begrüßt mich die erste Person: Cenk unser Teamleiter für Webshops. Dieser ist bereits seit 2 Stunden im Büro und macht gleich seine erste Arbeitspause.

Ich gehe in einen der drei Arbeitsräume und setze mich auf meinen Schreibtisch. Ich sehe 12 leere Schreibtisch-Sessel. Ob heute noch Jemand ins Büro kommt, weiß ich nicht. Aufgrund der flexiblen Zeiteinteilung und Home-Office Regeln darf jeder Mitarbeiter arbeiten, wann und wo er möchte. Cenk muss auch Niemanden Bescheid geben, wann er zur Arbeit kommt oder wann er wieder geht. Ob er im Büro arbeiten möchte, daheim oder auf einer Hütte in Tirol am Berg. Cenk verlässt um 14 Uhr das Büro, weil er Zeit mit seinen Kindern verbringen will.

Ich starte meinen Computer und öffne mein E-Mail-Programm. Die erste E-Mail, die ich lese, ist von David. Er ist neu bei uns im Unternehmen und fragt, ob er sich ein neues Headset kaufen darf. Ich erinnere ihn daran, dass man bei uns keine Freigabe für Bestellungen braucht. Jeder darf auf Firmenkosten kaufen, was er für richtig hält. Die einzige Regel: immer im Sinne und Vorteil der Agentur handeln. Somit antworte ich ihm, dass er dies selbst entscheiden darf bzw. muss.

Schon geht es weiter mit der nächsten E-Mail. Es kommt der Vorschlag, die Vertragsbindung für Kunden von 3 Monate auf 12 Monate zu erhöhen. Es wäre einfach betriebswirtschaftlich kalkulierbarer. Die Diskussion findet schnell ein Ende, als ein Mitarbeiter damit argumentiert, dass diese Änderung keinen Nutzen für den Kunden habe, sondern primär für die Agentur. Da einer unserer Firmenwerte „immer im Sinne des Kunden handeln“ lautet, empfiehlt er, den Vorschlag noch einmal zu überdenken.

Was an dieser E-Mail so besonders war? Erstens hat sich Jemand Gedanken gemacht, einen Vorschlag zur Verbesserung formuliert und mitgeteilt. Zweitens werden unsere 10 Firmenwerte so ernst genommen, dass diese als Entscheidungsgrundlage herangezogen werden. Genauso ist es wichtig, im digitalen Wandel zu Führen.

Während ich noch ein paar E-Mails beantworte, kommt Philipp ins Büro. Philipp wohnt und arbeitet in Amstetten und kommt nur unregelmäßig ins Büro in Wien. Gemeinsam machen wir uns einen Kaffee und er erzählt mir von einem Kunden, der täglich anruft und ständig alles hinterfragt. Ich sage: „Das klingt nach einem schwierigen Kunden“. Philipp antwortet: „Es gibt keine schwierigen Kunden. Dieser Kunde ist sich nur sehr unsicher und wurde schon oft von anderen Agenturen betrogen. Aber jetzt ist er ja bei uns und braucht sich keine Sorgen mehr zu machen.“ Zufrieden nickend schlürfe ich an meinem Kaffee.

Wenn wir die beste Agentur der Welt werden wollen, müssen wir die beste Option für unsere Kunden sein und der beste Arbeitgeber für unsere Mitarbeiter.

© Sebastian Prohaska 2021-11-23