Der alte Mann und sein Hund

Sehr einladend sah es ja nicht aus, als ich aus dem Fenster blickte. Doch die Tatsache, dass ich zwei Tage in der Wohnung versumpert hab, ohne wenigstens ein paar Schritte nach draußen zu gehen, ließ mich meine Walkingstöcke in die Hand nehmen. “Ganz schön frisch heute”, dachte ich mir bei der Begegnung mit einer Mama, deren Baby warm eingepackt im Kinderwagen schlief und wir uns im Vorbeigehen ein Lächeln schenkten.Meine Füße trugen mich auf dem bekannten Weg entlang des Flusses, wo ich nach wenigen Metern in den Wald einbog. Ein komisches Gefühl beschlich mich als ich mich im Wald umsah. Es schien, als hätte ein starker Sturm seine Spuren hinterlassen. Äste lagen kreuz und quer über den Weg und da: “WAS BITTE? WER MACHT SO ETWAS?“ Meine Lieblingsbäume, die ich regelmäßig besuchte, um den Wald zu hören, Kraft zu tanken und die Umgebung wahrzunehmen, waren – umgeschnitten – ! Jetzt wusste ich auch, was dieses schwer zuordenbare Gefühl heute Morgen, bevor ich aus dem Haus ging, zu bedeuten hatte.Ich war wütend. Ich war enttäuscht. Ich war traurig.Kurz stellte ich mich noch mit dem Rücken an einen hohen Baum, der offenbar noch seinem Schicksal harrte, da er ebenfalls mit einem großen, blauen Punkt gekennzeichnet war, wie alle anderen, die bereits am Boden lagen.Schweren Herzens machte ich mich auf den Rückweg. Gedankenverloren und damit beschäftigt, meine Ausrichtung auf das Neue wiederzufinden. Zu Beginn dieses Jahres – in dem ohnehin ein Ortswechsel für uns ansteht. “Vielleicht ist es ja ein Hinweis, das Alte loszulassen und den Fokus auf das Neue zu setzen”, dachte ich bei mir.Immer noch mit diesen Gedanken und meinen Emotionen beschäftigt nahm ich einen älteren Mann wahr, den ich nicht kannte, und der mir mit seinem Hund am Gehweg entgegenkam. Als wir auf gleicher Höhe waren begrüßte er mich mit einem unglaublich freundlichen von Herzen kommenden: “Ich wünsche Ihnen viel Glück in diesem Jahr – möge alles sich zu Ihrer Zufriedenheit erfüllen. Ein bisschen Glück können wir immer brauchen”. Etwas perplex über diesen überraschenden Zuspruch wandte ich mich ihm zu und ließ mich auf ein kurzes Gespräch mit ihm ein, wünschte ihm ebenfalls alles Gute und freute mich über das, was dieser Mensch “im Vorbeigehen” bei mir hinterlassen hatte.

Mit dem Fokus auf das Neue und ein bisschen Glück – allen, die meine Geschichten lesen ein inspirierendes, freudvolles, neues Jahr!