Wie jeden Morgen wache ich auf und gieße mir den heißen Kaffee in meine Lieblingstasse.
Wie jeden anderen Morgen wacht er mit diesem unguten Gefühl in seiner Magengrube auf. Er setzt sich auf und atmet tief durch.
Ich genieße das warme Wasser, das auf meine nackte Haut prasselt und den heißen Dampf, der mir ins Gesicht steigt.
Er schafft es einfach noch nicht aufzustehen. Er muss sich zusammenreißen.
Nachdem ich im Bad fertig und angezogen bin, schließe ich wie jeden Tag die weiße, schwere Wohnungstür hinter mir ab.
Er nimmt sich zusammen und geht mit schweren Schritten ins Bad. Das Gesicht wäscht er sich mit kaltem Wasser. Er betrachtet sich im Spiegel. Diese tiefen, schwarzen Augenringe.
Auf dem Weg zur Arbeit bin ich wie jeden Tag leicht gestresst. Ich musste schon wieder laufen um meine U-Bahn noch zu erwischen. Ein guter Start in den Tag.
Er trocknet sich das Gesicht, mit dem Handtuch neben dem Waschbecken ab. Durch das große Fenster dringt helles Sonnenlicht in die Küche. Die Kaffeemaschine wird als nächstes eingeschaltet. Die Zeitung liegt schon parat am Küchentisch.
Als ich aus dem Fahrstuhl steige gehe ich schnurstracks zu meinem Büro und begrüße Jeden der mir begegnet mit einem breiten, aufgesetzten Grinsen. Als ich die Bürotür hinter mir schließe atme ich einmal tief durch und sammle mich innerlich. Dann gehts an die Arbeit.
Wie oft er doch mit ihr diskutiert hat über diese blöde Politik. Sie wusste immer alles besser als diese Wichtigmacher von Politiker. Und wie sie da immer so empört da stand, mit den Händen in den Hüften und das ernste Gesicht aufgesetzt. Was waren das doch für Zeiten.
Nach der Arbeit gehe ich mit ein paar Freunden und Arbeitskollegen noch was trinken in diese eine Bar. Es ist ein gemütlicher Abend, aber ich bin froh als ich endlich daheim ankomme und mich ins Bett fallen lasse.
Es war ihre Tradition am späten Abend gemeinsam im Wohnzimmer zu sitzen und sich über die Zeit von früher zu unterhalten und was das Leben so mit sich gebracht hatte. Regelmäßig bekamen sie Besuch von ihren Kindern, aber genossen auch ihre Zweisamkeit.
Ich liege noch lange wach. Ich frage mich wie schon so oft, ob dieses Leben wirklich das ist, was ich immer wollte. Keine Zeit für irgendein Hobby, keine Gefährtin, seltene Treffen mit der Familie und die ganze Zeit nur am Arbeiten. Das kann doch nicht alles gewesen sein.
Als sie nicht mehr da war, war alles anders. Sie nahm einen Teil von ihm mit sich. Dieser fehlende Teil wird ihn immer an dieses wunderschöne Gefühl erinnern.
Ich beschließe etwas zu ändern, von Grund auf. Ich sollte mich auf die wichtigen Sachen im Leben konzentrieren und endlich mal leben und jeden Tag in vollen Zügen genießen. Ich schaue in die Augen meiner kleinen Tochter und erinnere mich für einen Moment an diese Zeit meines Lebens zurück, nehme sie bei der Hand und wir gehen nach Hause.
Er ging ins Bett und bevor er seine Augen schloss wusste er, dass es das letzte Mal sein würde, diesen Raum zu sehen mit all den Erinnerungen.
© Katharina Panholzer 2020-04-07