von Jürgen Rohrer
Nachdem ich jetzt ein kleines, feines Hotel hatte, aber keine Frau mehr an meiner Seite, war doch ein Punkt in meinem jungen Leben erreicht, wo es mich richtig aus der Bahn geworfen hat. Niederlagen waren mir nicht so bekannt und dementsprechend gab es einiges aufzulösen.
Gott sei Dank hatte ich damals wirklich tolle Schwiegereltern, die hinter mir gestanden sind.
Ich habe also schnell lernen dürfen, dass am Boden liegen bleiben, keine Option für mich war. Es wurden in dieser Zeit ausgiebige Partys gemacht und die Nacht wurde zum Tag. Glücklicherweise stand damals meine 2. Frau vor mir. Sie hatte für meine Situation sehr viel Verständnis und wir haben ein Jahr später geheiratet. Eine 2. Chance hat jeder verdient, also auch ich:-) Martina und ich führten ab dem Zeitpunkt den Betrieb gemeinsam und es kamen auch bald darauf, zwei wunderbare Kinder in unsere Welt.
Somit war der Apfelhof komplett und es wurde auch im Unternehmen ordentlich investiert. Aus dem anfänglichen Buschenschank, wurde ein Heurigenrestaurant und im Outdoorbereich, in einer Kooperation ein Streichelzoo und eine Reitanlage errichtet. Die Entfernung zur Sonnentherme war nur 300 Meter und dementsprechend auch zu Fuß für unsre Gäste gut erreichbar. Mit sehr viel Engagement haben wir dem Apfelhof den Charme eingeflößt, der ihn über die Grenzen bekannt gemacht hat. Gäste aus ganz Europa haben es sehr geschätzt bei uns Ihre Urlaubszeit zu genießen.
Es war im Jahr 2013 und schon sehr spät am Abend. Ich hatte noch einiges bei der Rezeption zu tun, als ich eine innere Stimme gehört habe. Es kam die Frage in mir hoch: „Jürgen, wie lange in Deinem Leben möchtest Du von 6 Uhr in der Früh bis 22 Uhr am Abend täglich arbeiten?“ Wow, das hat gesessen! Da begann meine Fassade leicht zu bröckeln.
Ich behielt mir diese Geschichte vor und habe mit keinem Menschen darüber gesprochen! Ansatzweise mit meinem Bruder, der mein bester Gast war:-). Er kam mich fast täglich besuchen und wir hatten immer viel Gesprächsstoff. Dadurch das er auch selbständig ist, hatte man viele gleiche Punkte, über die man reden konnte.
Letztendlich habe ich bemerkt, dass ich mich in meiner Persönlichkeit sehr stark verändert habe. Eine Auszeit vom Alltag und vom Unternehmen stand dringend an.
Ich habe mich im Kloster Pernegg zum Fasten, Schweigen und Meditation angemeldet. Das war für mich eine Erfahrung, die ich so noch nie erlebt habe. Diese Ruhe war kaum auszuhalten und dann noch der Essensentzug.
An dieser Stelle begann mein neues Leben. Kurz darauf habe ich mich bei einer persönlichen Weiterbildungsmaßnahme angemeldet. Systemisches Coaching und Mentaltraining war der Titel. Ich war schon sehr gespannt auf diese Ausbildung. Ich wusste damals nicht, worauf ich mich da einlasse! Sei neugierig!
© Jürgen Rohrer 2024-02-23