Der Architekt

Alexander Riedl

von Alexander Riedl

Story

Nachdem ich die Brücke, im Rücken die Johanneskirche, ein zweites Mal überquert hatte, auch die krächzende Krähe saß vor mir, ging ich ins Zentrum der Stadt, wo lauter Leben war. Männer, Frauen, Kinder, die auf den Straßen tobten, tanzten und spielten, ihr Kichern, so ansteckend, brachte auch mich gleich zum Lachen. Die Hunde liefen frei umher, waren doch nicht herrenlos. Alles erschien in den reinsten Farben, zum einen war es die Sonne, die alles goldgelb einfärbte und so noch mehr Schönheit zutage förderte. Zum anderen war es, dankbar dafür, mir beschieden, alles an Leben aufzunehmen, wahrzunehmen und wieder auszugeben. Ich ließ mich an der warmen Mauer in der Sonne gehen, ihr entlang in den Kern wo sich alles ballte und sammelte. Es war die Vorbereitung auf einen Lauf im Gang, unzählige Läufer waren angereist, ich unter ihnen mit meinem Rucksack. An der Veranstaltung vorüber, die Menge riss mich mit. Wohin wollte sie mit mir? So vertieft in dieses Spiel, ich hatte kaum Zeit, mich um einen Schlafplatz zu sorgen. Doch ich brauchte mich nicht zu sorgen, ich brauchte nur zu suchen, um einen zu finden. Im Vertrauen auf das Gute, folgte ich der Grille, wo ich einen Freund und mit ihm eine Bleibe fand. Im Zimmer, noch ganz begeistert, berauscht, ließ ich meine Sachen fallen, um gleich wieder hinauszukommen in diese Welt. Der Barmann, ein Bekannter schenkte mir ein Bier aus und ich nahm auf der Terrasse Platz. Glücklich, so glücklich, hier unter den Menschen zu sein. Weißt du wie das war, Bruder? Es war, als würde der Wunsch, hierher zu gehen, hier zu leben, dieser Wunsch, den ich so lange Zeit in mir verborgen trug, vor meinen Sinnen wahr werden. Ein Mann sprach mich an, fragte, ob er sich zu mir setzen dürfe, ich stimmte zu. Er stellte sich vor, er war als Architekt tätig, der seiner Arbeit wegen zurückkehrte, in seine Studienstadt. Er habe, sagte er, nur gute Erinnerungen an seine Zeit hier. Es sprudelte nur so aus ihm, er zeigte mir Bilder seiner Bauprojekte, voller Stolz. Wir schlossen sofort Freundschaft. Lange saßen wir so beisammen, bis er mir beichtete, dass der eigentliche Grund seiner Rückkehr seine Gesundheit war. Eigentlich sei er in Behandlung und brauche dringend Hilfe. Er sank in sich zusammen, ich hörte ihm zu. Als er fertig war, forderte er mich auf von mir zu erzählen. Also sprach ich von meiner Reise, er riet mir von ihr ab, scherzte ich solle auf die Minen Acht geben und trank mehr und mehr. Es wurde spät, er bemerkte, ich sehe schwer müde aus, was man mir mehr ansah als es fühlbar war. Ich gab ihm Recht, ging erfüllt zu Bett. Einen Tag wollte ich hier, wo es mir so gut gefiel noch bleiben.

© Alexander Riedl 2022-08-26