von Martina Huemer
Auf dem Weg zum Moor machen Lichtungen im Wald immer wieder den Blick auf den Attersee frei. Jener wunderbare See, der seit Jahrtausenden die Herzen der Menschen berührt.
Zu jeder Jahreszeit hat der See seinen eigenen Reiz. Selbst während des Tages verändert er seine Ausstrahlung. Es sind die Farbveränderungen, die schon immer faszinierten. Durch das klare Wasser, das bereits vom Mondsee durch die Seeache geklärt ankommt, konnten sich Armleuchteralgen ansiedeln. Diese erzeugen bei ihrer Photosynthese ausflockende Kalzit-Kristalle. Durch Lichtbrechungen kommt es zu einem prachtvollen Farbenspiel. In älteren Berichten liest man in von der Farbe des geschmolzenen Türkises, von einem Blaugrün in den zartesten Tönungen und vielen weiteren Farbabstufungen.
Manchmal wirkt der See in fahlen Grautönen eher trist, und dann glänzt er wieder silbern und gar golden. Vielleicht ist es dann der Schatz der Seenixe Adhara, der funkelt. Einer Sage nach lebte einst am See eine Nixe. Sie war großzügig und brachte den Bewohnern rund um den See Schätze aus Gold und Edelsteinen. Doch leider, so steht es in der Sage, kamen mit dem Wohlstand auch Neid und Habgier. Als die Seenixe das bemerkte, streute sie ihren ganzen Besitz aus „Gold, Silber und Geschmeid“ in den See. Sie zog sich an den Nixenfall im Weissenbachtal zurück und wartet, bis die Menschen den Reichtum wieder erkennen können. Das herrliche Funkeln und Glitzern des Attersees könnte von den Schätzen kommen, die auf dem Grund liegen. Und vielleicht bekam der See auch seinen Namen von der Seenixe Adhara.
Das Gebiet rund um den Attersee ist ein Europaschutzgebiet. Perlfische, Seelauben und Armleuchteralgen stehen unter Naturschutz. So werden auch die Uferbereiche mit ihren Schotterbänken geschützt.
Als weltweit ausgestorben gilt – der Perlfisch. Diese karpfenartige Fischart braucht diese Schotterbänke. Während der Laichzeit entstehen auf den Schuppen der männlichen Fische kleine Perlen, die etwas leuchten. So kam der Fisch zu diesem Namen. Zu Tausenden tauchen sie rund um den 1. Mai aus den Tiefen des Sees auf, um entlang der Seeache abzulaichen. Dieser Bach bringt wärmeres Wasser vom Mondsee in den Attersee. Wenn das Wasser 9 Grad hat, sich kein Wetterumschwung ankündigt, der Weißdorn blüht und vielleicht auch noch der Mond in einem guten Einfluss steht, dann kommen die Fische in großer Anzahl an die Ufer der Seeache.
Dieses Naturschauspiel ist so beeindruckend und so besonders. Nur hier am Südende des Attersees gibt es eine Perlfisch-Population, die sich selbst am Leben erhält. Fachleute aus der Naturschutzabteilung des Landes OÖ beobachten die Perlfische seit langem. Durch ihr Engagement wissen wir heute vieles über diese Fischart.
Ich sitze am Rand des Moores und blicke in Richtung Unterach. In 3 Monaten werden sie wieder auftauchen, die Perlfische. Und mit etwas Glück werde ich sie wieder beobachten und dankbar sein, für diese Einzigartigkeit.
© Martina Huemer 2023-01-28