Endlich Urlaub! Mein erster seit einem Jahr, den ich dringend nötig hatte, denn ich fühle mich wie ein ausgewrungenes, viel zu voll gesogenes nasses Handtuch, das immer und immer wieder versucht die Überschwemmung einzudämmen. Die Autofahrt war anstrengend und ich spüre jeden Muskel in meinem Körper vor Schmerzen schreien, als ich endlich aus dem Fahrzeug aussteige. Das Hotel liegt direkt am Meer, weswegen mich die Möwen kreischend Willkommen heißen und ich einen frischen tiefen Atemzug in meine Lungen pumpe. Nachdem ich eingecheckt und mein Zimmer inspiziert habe, sehr schick und gemütlich, ziehe ich mich in Windeseile um. Im Bikini gehüllt steuere ich den Pool im Spa-Bereich an, den ich heute Abend für mich ganz alleine habe und springe mit einem freudigen Schrei ins kühle Nass. Prustend und lachend durchdringe ich die Oberfläche und schwimme anschließend ein paar Runden. Erfrischt stehe ich vor dem Spiegel und lege mir ein schnelles und einfaches Make-up auf, denn ich möchte den Abend in der Hotel-Bar ausklingen. Mit einem Buch bewaffnet betrete ich die Bar und werde zu einem Tisch geführt, der direkt vor der Bar steht, sodass man mich immer im Blick hat. Kaum habe ich mich gesetzt, erscheint auch schon der Barkeeper und reicht mir die Getränkekarte. Nach schneller Überlegung entscheide ich mich für einen alkoholfreien Limetten-Cocktail, der mir auch kurze Zeit später auf den Tisch serviert wird. Die Eiswürfel klingen an den Rand des Glases und läuten somit den Abend ein. Mein erster Schluck ist ein herrlicher süß-saurer Geschmack, der den Durst nach Leben weckt, sodass ich gleich noch einen weiteren Schluck hinterher trinke. Anschließend schlage ich mein Buch über Götter und Mythen auf, um mich darin zu verlieren, spüre aber immer wieder einen Blick auf mir ruhen. Neugierig hebe ich meinen Blick über den Rand des Buches und bemerke, wie der Barkeeper mich anschaut, flirtend. Ich schenke ihm ein leichtes Lächeln zurück und bin erst verlegen. Als er sich auf seine Arbeit konzentriert und sein Blick nicht mehr auf mir ruht, beginne ich ihn mir näher anzuschauen. Und mir gefällt, was ich sehe. Dunkle schwarze Haare die leicht zurück gegelt sind, seine dunkle Haut strahlt und sein Nasenring blitzt im Licht der Lampen. Unter seinem kurzärmeligen Shirt lächeln mich einige Tattoos an, sowie breite Schultern und eine muskulöse Brust. Eine Einladung an jeden, sich daran zu klammern beim Sex, hineinzubeißen und zu genießen. Ich lecke mir leicht über meine Oberlippe und gebe mich einen kurzen Tagtraum hin, schüttel aber dann vehement den Kopf und widme mich wieder meinem Buch. Doch leider kann ich mich nicht so konzentrieren, wie ich es mir vorgestellt habe, da ich immer wieder seine Blicke auf mir spüre und auch diesen Blick, durch seine dunklen flirtenden Augen, erwidere. Nervosität steigt in mir hoch, soll ich ein Abenteuer wagen? Ich bin Single warum nicht? Aber trotz allem ist da diese eine Hemmschwelle, die mich zurückhält. Meine Vernunft leistet sich ein Wettkampf mit meiner Leidenschaft, wer wird gewinnen?
© Laura-Sophie Thies 2023-05-01