Der Barkeeper

Schon als Kind hat er sich gerne um andere gekümmert. Er wollte anderen so gerne helfen, dass er dafür sogar gelernt hat, Mimik und Gestik zu analysieren und richtig zu deuten. Zuerst wollte er Detektiv werden, allerdings war im das im Endeffekt doch zu gefährlich. Zudem hätte er nur Leuten mit entsprechendem Budget helfen können. Die Fähigkeiten hatte er sich trotzdem angeeignet. Diese halfen ihm auch, gut durch das Leben zu kommen. Als er nachts durch die Straßen der Stadt wanderte, bemerkte er unzählige Bars. Er stellte fest, dass sich dort die gebrochenen sammeln. Egal ob arm oder reich, jeder wollte entweder feiern, ein Feierabendbier trinken oder aber ihre Sorgen ertränken. So entschloss er sich, eine Bar zu eröffnen. Für die Raumgestaltung ließ er sich viel Zeit, schließlich wollte er eine wohltuende und beruhigende Atmosphäre schaffen. Seitdem arbeitete er fast ununterbrochen in der Bar. Nebenbei hatte er trotzdem ein kleines Privatleben mit Freunden und Familie. Er hat in den Jahren unzählige Leute kommen und gehen sehen. Es ist unmöglich, sich an alle Gäste der vielen Jahre zu erinnern, aber an die meisten erinnerte er sich. Von genau diesen statteten ihm heute eine Handvoll einen Besuch ab.

Zum einen war da seine Aushilfe, welche, trotz der tragischen Ereignisse der letzten Tage freundlich lächelte. Sie hatte wirklich viel gelernt. Sie bereitete ruhig und mit sanftem Lächeln die Bestellungen zu. Zudem hatte sie die Idee, hinten an die Wand, wo auch das Bild hing, ein Wandregal anzubringen. Am frühen Abend kam als erstes ein junger Mann mit androgynem Gesicht in die Bar. Er wirkte anders als damals. Entschlossener. Mehr Freude am Leben. Trotzdem wirkte er auch niedergeschlagen. Er blieb nicht lange. Tauschte nur ein paar Worte mit der Aushilfe und legte eine Auszeichnung auf das Regal. Die erste, die er für seine Forschungen erhalten hatte. Während er noch das Bild betrachtet, stürmte eine Frau hinein. Sie wirkte etwas verplant. Hatte viele Farben an den Händen. Sie lief gerade auf das Bild zu, betrachtete es genau und lächelte beim Anblick des Farbenspiels. Auch ihr lief eine Träne runter. Sie verbeugte sich vor dem Bild und verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen war. Noch immer etwas verwirrt stand die Aushilfe da und bemerkte nicht, als jemand Neues in die Bar kam. Er tauschte sich kurz mit dem Genie aus und nickte kurz. Neben die Auszeichnung legte er eine Goldmedaille. Es war sein erster gewonnener Wettbewerb seit seinem Besuch in der Bar. Er beschloss, sich zu setzen und noch etwas zu trinken zu bestellen. Das Genie verließ mittlerweile wieder die Bar. Es verging einige Zeit. Es kamen Gäste. Es gingen Gäste. Einer von diesen Gästen, ein unscheinbarer Mann, hinterließ wortlos ein Buch auf dem Regal. Ohne dass es jemand merkte. Dieses Buch war sein neuer Bestseller. Beim hinlegen bemerkte er ein Foto von einem jungen Mädchen. Es gehörte einem Ehepaar. Sie hielten es in der Bar nicht aus und brachen in Tränen aus, weshalb sie bereits weg sind. Kurz vor Feierabend kam noch eine Familie in die Bar. Ihr Sohn hatte Geburtstag. Die Aushilfe begrüßte sie. Auf eine Frage hin antwortete sie und die Stimmung änderte sich schlagartig. Sie blieben noch für einen Drink und legten auch Gegenstände auf dem Regal ab. Neben einem Familienfoto noch einen kleinen Kompass. Sie entschuldigten sich bei Ihrem Sohn, welcher die beiden fest umarmte. … Jeder von den ganzen Leuten wusste: Er weilte nicht mehr unter ihnen.