von Aleksandar Nik
âThe only people for me are the mad ones, the ones who are mad to live, mad to talk, mad to be saved, desirous of everything at the same time, the ones who never yawn or say a commonplace thing, but burn, burn, burn, burn like fabulous yellow roman candles exploding like spiders across the stars and in the middle you see the blue centerlight pop and everybody goes âawww!ââ.
SpĂŒrst Du es? Diese Unruhe? Das Kribbeln in der Brust? Burn. Burn. Burn, BURN! – dein Puls steigt, dein Zwerchfell zittert mit jedem Atemzug und du spĂŒrst es bis in die Fingerspitzen. Diese krampfhafte Sehnsucht nach einem Abenteuer, nach einem Erlebnis. Das ist der Beat. Der Bebop! Er ist ohne Ende, er kommt ohne Erwarten. Er durchbricht das Prinzip der Zeit in jedem Augenblick, in kreisenden Bewegungen, immer wieder von neuem. Er stockt, lĂ€sst dich warten und zugleich ĂŒberrollt er dich mit all seiner Wucht, immer wieder von neuem. Der Beat. Kerouac jagte ihn, lebte ihn, er war der Beat und er schaffte es ihn auf einer 30m langen Papierrolle festzuhalten: „We jumped into the warm, mad night hearing the wild tenor man across the way blowing his horn going ih-ja, ih-ja. Hands clapping to the beat, folks yelling: âGo, go, go!ââ
Bald entdeckte ich den Bebop fĂŒr mich. Ich drehte die Musik lauter und tanzte fĂŒr mich allein in meinem kleinen Wohnzimmer. Mit einer Zigarette im Mundwinkel rief auch ich: âGo, go, go!â Der Beat offenbarte sich mir, oder er ledigte sich meiner an, ob so oder so, es machte keinen Unterschied mehr, denn nun war er da. Ich spĂŒrte ihn. Durch ihn fĂŒhlte ich. Er lehrte mich die Welt zu betrachten. Losgelöst von Zwang, von Ordnung, von gesellschaftlichen Werten und ihrer Zeiteinteilung in Terminen, Arbeitszeiten, Jahren, Monaten, Wochen, 24 Stunden zu je 60 Minuten zu je 60 Sekunden. Es kotzte mich an, denn ich folgte jetzt dem Beat. Dem Herzschlag der Welt, wie er nach mir rief. Ich traf ihn in verrauchten Bars um vier Uhr morgens unter der Woche. Er versteckte sich gern tief unten im Weinglas und tarnte sich in Zigarettenqualm. Er zeigte sich umso deutlicher, je lauter die Musik war. Es war eine atemberaubende Reise, denn man brauchte nicht lĂ€nger zu atmen. Es trieb mich hinaus in die Welt, quer durch Europa und nach Amerika, wo ich auf Gleichgesinnte traf, wo ich auf Menschlichkeit traf. Ăberall war er zu spĂŒren, der Herzschlag der Welt, der Beat.
Es sollte nicht immer so bleiben. Mein Rhythmus ist inzwischen ein anderer, aber er ist mein eigener. Im fernen grauen Horizont kann ich ihn noch erkennen, den Herzschlag der Welt. Nostalgisch verliere ich mich darin. Einst lehrte er auch mein Herz wie es schlagen soll. Ein Bellen reiĂt mich aus meiner VertrĂ€umtheit. Yorki hat mich eingeholt und wir setzen gemeinsam zu einem Wettlauf an. SpĂ€ter drehe ich in meinem kleinen Wohnzimmer etwas Bebop auf. Er kreist, er groovt, er stockt und ĂŒberrollt mich mit all seiner Wucht. Und die Sehnsucht ergreift mich. âNothing behind me, everything ahead of me, as is ever so on the road.â
© Aleksandar Nik 2021-11-05