von Robert Strasser
Hochzeit! Im Standesamt Wien hatte ich das große Glück meine große Liebe zu ehelichen. Ich war der glücklichste Mensch auf der Welt. Es war wie im Märchen. Endlich den Menschen gefunden zu haben, der wie Eimer auf Deckel passt. Nur einen Hacken gab es. Zu feige war ich um ihr die Wahrheit zu sagen. Es stand noch eine 18-Monatige Freiheitsstrafe aus, die ich in den nächsten Monate antreten musste. Was sollte ich tun? Ich entschloss mich, feig zu bleiben und schob das Geständnis auf die lange Bank. Es wurden zwei herrliche Monate. Wir schwebten im Liebestaumel und wünschten uns, das diese Zeit nie vergehen sollte. Aber die Realität holte uns ein. Ich bekam den Strafantritt, bis Ende des Monats musste ich mich in einer Wiener Vollzugsanstalt melden. Die Tage vergingen und der Termin kam immer näher. Drei Tage vor Antritt nahm ich mir ein Herz und sagte ihr alles. Erfreut war sie nicht aber, überraschenderweise war sie gefasst und sagte nur: „Wir schaffen das schon. Es sind ja nur 18 Monate!“ Sehr beruhigt von dieser Reaktion wurde ich viel ruhiger und bereitete mich für den Antritt vor. Ich liebte diesen Menschen unglaublich! Die Verabschiedung war sehr gefühlsbetont und emotional. Ich begab mich in Haft. Das war ich ja alles gewohnt, nichts Neues für mich. Nach einer Woche vermisste ich sie bereits sehr. Bekam zwar jeden Samstag Besuch von ihr, mir fehlten jedoch die Zärtlichkeiten. Rasch erkundigte ich mich, wie es hier mit den Ausgängen gehalten wird. Mir wurde unisono erklärt, dass ein Ausgang erst im letzten Drittel der Strafe möglich war. Ich konnte ein ganzes Jahr nicht mit ihr zusammen sein! Das war für mich eine Katastrophe! Ich überlegte, ob es Möglichkeiten gab, früher auf Ausgang gehen zu können. Fieberhaft suchte ich nach einer Alternative meinen Schatz früher in die Arme schließen zu können.
Sollte ich etwas Außergewöhnliches für die Anstalt leisten, so wäre ein vorzeitiger Ausgang laut Gesetz möglich! Das wusste ich!
Welche außergewöhnliche Leistung sollte ich erbringen, die der Anstalt zugute kam?
Plötzlich schoss mir eine Idee in den Kopf! Ich schreibe ein Theaterstück und vermache dieses der Anstalt! Das war die IDEE!! Ich begann sofort zu schreiben. In einen Kopf schwebte die Fledermaus und der Frosch herum. Ein Tisch, zwei Sessel, ein alter Strizzi und ein hochdeutsch sprechender Insasse und ein fast immer besoffener Beamter. Das war es, jetzt noch einen Faden für den Ablauf finden. Alles mit sehr viel Humor würzen und jetzt nur noch in die Länge ziehen ohne das es langweilig wurde. FERTIG! Ich fühlte mich wie Nestroy!
Das Stück dem Kulturbeauftragten vorgelegt. Der gab es dem Anstaltsleiter und dieser holte mich zum Rapport. „Das haben Sie hier geschrieben?“ waren die ersten Worte des Leiters, ich bejahte.
Wird es mir gelingen früher auf Ausgang gehen zu können oder irrte ich mich total?……………Es sollte noch eine große Überraschung auf mich warten!
© Robert Strasser 2020-08-31