von Rudolf Zinell
Das berufliche Umfeld prägt. Wenn zwei Personen eine Unternehmung starten, sollten sie sich zunächst über das Ziel einigen. Findet dieser Abstimmungsprozess nicht statt, droht die Gefahr des Zielkonfliktes. Vermeidbar durch Kommunikation, man sollte reden miteinander. Die Brüder wollen also einen Berg besteigen – überliefert ist folgender Dialog:
Bruder 1, Künstler: „Ein herrlicher Sommertag – wolkenlos, elegisch, ein Traum!“ Bruder 2. Manager: „Spät sind wir dran!“ SCHWEIGEN Manager: „Was hast Du im Rucksack?“ Künstler: „Mein Messer, eine Maultrommel, Buntstifte und den Zeichenblock“ Manager: „Nix zu Trinken?“ SCHWEIGEN Manager: „Ich hab‘ diese Extremsportnahrung mit, 2 Riegel reichen für 14 Tage Hochalpin“ SCHWEIGEN Sie parkieren das Auto in einem Waldstück, wechseln das Schuhwerk und beginnen den Anstieg. Nach etwa 10 Minuten des Marsches ertönt ein Piep. Künstler: „Was war das?“ Manager: „Mein Pulsmessgerät – Bergsteigen ist für die aerobe Sauerstoffverbrennung ideal!“ Künstler: „Trottel“ SCHWEIGEN Nach einer Stunde Bergwanderung im morgendlichen Hochschwabgebiet erreichen sie die Waldgrenze. Unter ihnen liegt die in die Julisonne getauchte Landschaft. Der Künstler hält im Schritt inne, nimmt den Rucksack ab. Künstler: „Wahnsinn, der Ausblick, Herrlich“ Manager: „Ja eh“ Künstler: „Wärst lieber im Büro“?Piep, Piep, Piep. Künstler: AGGRESSIV: „Was is des?“ Manager: „I bin unterpulsig“ Künstler: „Sog amol, spinnst komplett – i will mein Frieden da herobn.“ Manager: „Du verstehst des nit. Ich arbeite die ganze Woche, ich muss optimieren – i hätt a lieber den Freiraum“ AGGRESSIVES SCHWEIGEN Sie gehen weiter. Vogelgezwitscher begleitet den brüderlichen Aufstieg, über den beiden brummt ein Sportflugzeug, Arnika und Enzian blühen, die Luft ist seiden. Nach einer weiteren Stunde sind sie über der Baumgrenze. Vor ihnen der ansteigende, grün bematteten Almsattel – Serpentinen. Vom Gipfel ist weit und breit nichts zu sehen. Manager: „Do geht’s aufe?“ Künstler: „Ja, do aufe!“ Manager: „Ja, aber do gehen wir ja noch Stunden!“ Künstler: „Und – ich hab gedacht, du willst Bergsteign. Mit deinen Extremriegeln! Do gemma jetzt aufe, kumm!“ Manager: AGGRESSIV: “Ja, aber, da ändert sich ja nix jetzt!” Künstler: “Was?” Manager: “I steig nit den ganzen Sonntag auf an Hügl umma, wie lang soll des dauern?” Künstler: Bleibt stehen, LAUT: „Was willst denn? Erklär mir des bitte!“ Manager: „I will nit stundenlang da ummamarschieren. Es ist Sonntag, für Dich ist immer Sonntag, für mich eh fast nie.“ Hebt den Zeigefinger: „Die Erlebnisintensität pro Zeiteinheit ist mir zu gering!“ Künstler: BRÜLLT: „I watsch Dir jetzt ane, dass die Erlebnisintensität pro Zeiteinheit sicher paßt. Und dann wünsch i Dir viel Spaß mit dem Rest von Deinem optimierten Leben!“
KURZES SCHWEIGEN – LANGES GELÄCHTER
Einmütiges, zielharmoniertes Bergwandern über 14. Stunden. Kein Pulsgerät, keine Sportriegel und NIX ZU TRINKEN!
© Rudolf Zinell 2022-05-01