Das GesĂ€use ist das 16 km lange Durchbruchstal der Enns zwischen Admont und Hieflau. Die Enns hat auf dieser Strecke ein GefĂ€lle von 150 m und ist dort ein wildschĂ€umendes Wildwasser. Zu beiden Seiten ragen steile Kalkberge ĂŒber das Tal und bilden die bekannten KletterwĂ€nde des GesĂ€uses, das 2002 zum Nationalpark erklĂ€rt wurde.
Mitten im GesĂ€use liegt das kleine Dorf Johnsbach mit 200 Einwohnern. Ausserhalb des Dorfes liegt auf einer Anhöhe der bekannteste Bergsteigerfriedhof der Alpen, der gröĂte von Ăsterreich, rund um das einsam am Waldrand stehende Kirchlein St. Ăgidius, mit Blick auf die Kalksteinfelsen und den groĂen Ădstein.
Auf diesem Friedhof sind links die Toten des Dorfes begraben, rechts die Bergsteiger, die durch Blitz, Lawinen, Steinschlag, Sturz von der Wand den Tod gefunden haben, als sie versuchten, den Berg zu erobern, zu bezwingen und den Gipfelsieg zu erringen. Es waren vorwiegend junge österreichische Kletterer, viele aus Wien, die vor allem in den 1820er Jahren in dieser frĂŒhen Pionierregion des Alpinismus zu Tode gekommen sind. Eine seit 1810 gefĂŒhrte VerunglĂŒcktenliste enthĂ€lt 100e Namen. Seit 1885 wurden die ersten Bergtoten hier bestattet, die von den Bergrettern geborgen wurden, da die ĂberfĂŒhrung in den Heimatort zu teuer gewesen wĂ€re. Insgesamt liegen 83 Bergtote hier, einige GrĂ€ber wurden nach einer Zeit aufgelassen. Heute gibt es 49 GrĂ€ber mit 59 Toten, teils wurden zwei VerunglĂŒckte zusammen in einem Grab bestattet. Es gibt aber auch Gedenktafeln fĂŒr Bergsteiger, die anderenorts beigesetzt wurden. Auch einige Bergretter haben hier die ewige Ruhe gefunden. 2010 wurde das 200-jĂ€hrige Bestehen dieses Friedhofes gefeiert. Der Alpinismus im GesĂ€use hat eine lange Tradition, hier wurde schon lange vor der Wende zum 20. Jh. waghalsig gekraxelt und revolutionĂ€re Erstbesteigungen angestrebt.
Der Johnsbacher Bergsteigerfriedhof ist ruhig und idyllisch gelegen mit Blick auf das Bergpanorama. Die Geschichte der AbstĂŒrze und UnglĂŒcke ist traurig, aber der Friedhof ist ein besonderer Ort. Die Grabsteine sind FelsstĂŒcke, auf denen Gedenktafeln angebracht sind, oder schöne schmiedeeiserne Kreuze, oft sind auch Fotos angebracht. Geht man von Grab zu Grab, kann man die Geschichten lesen, wie diese Menschen zu Tode gekommen sind. Der Friedhof ist sehr gepflegt und mit Blumen und GrĂŒn liebevoll geschmĂŒckt. Die ganze Szenerie berĂŒhrt sehr.
H. Walter beschreibt in seinem Buch ĂŒber Johnsbach: â Tausende von Menschen aus aller Welt besuchen diesen Friedhof inmitten einer gern geschauten Welt, empfinden als Lebende und gedenken der Toten an einer StĂ€tte trauriger BerĂŒhmtheit. Hier muss der Berghimmel sein!â
Es gibt dort auch schöne Wanderwege, einen Meditationsweg (Bibelweg) und einen Sagenweg.
© Adelinde Barilich 2022-02-26