Sie erklärte ihm, dass sie es selbst nicht wisse, sie wisse nur, wenn sie es nicht täte, dann passiere ein großes Unglück. Der Panther schaute den Kessel neugierig an und fragte, ob Emma ihm nicht ein Schälchen zurechtmachen wolle. Emma verneinte und erklärte ihm, dass sie die Einzige sei, die dieses Zeug essen könne. Der Panther aber blieb hartnäckig und so füllte Emma ihm schließlich etwas von dem Brei in ein Schälchen. Der Panther kostete den Brei und spuckte ihn sofort ganz entsetzt wieder aus. Er schaute mit großen Augen erst den Kessel und dann Emma an. „Und sowas isst Du, tagein tagaus?“ Emma nickte. „Hey“, sagte der Panther, „meine gute Freundin, die Hexe Schattentanz, kennt sich mit solchem Gebräu aus. Wir können ihr das Schälchen bringen, denn sie weiß ganz bestimmt, was das ist.“ Emma war ganz freudig aufgeregt diesen Ort zu verlassen und neugierig war sie auch und so ließ der Panther die Elfe mit den schweren Flügeln auf seinen Rücken steigen und sie sausten gemeinsam durch den Wald. Schließlich, am Rande des Waldes, hinter moosbedeckten Steinen, verbarg sich eine Höhle. Emma stieg vom Rücken des Panthers und gemeinsam gingen sie in die Höhle hinein.
Von Weitem sahen sie ein Feuer flackern und eine anmutige Gestalt kam ihnen sicheren Schrittes entgegen. Der Panther und die Gestalt begrüßten sich vertraut und er stellte der Hexe Schattentanz die Elfe Emma vor. Die Hexe Schattentanz begrüßte das Elfenmädchen mit den schweren Flügeln herzlich und bot ihr einen leckeren Saft aus frischen Waldbeeren an. Emma trank diesen Saft und erschrak zunächst ganz arg darüber, wie gut er ihr schmeckte. Sie kannte ja nur den bitteren Brei. Emma überreichte der Hexe das Schälchen. Die Hexe schaute sich den Brei an und kostete einen kleinen Löffel. Sie bedankte sich bei der Elfe für das wertvolle Gebräu und sagte, dass sie aber gar nichts damit anfangen könne. Der Brei sei doch für die Elfenfamilien, damit die Flügel stark und kräftig bleiben mögen. Entgeistert schaute Emma die Hexe an und erzählte ihr, dass sie die einzige Elfe aus ihrer Familie sei, die diesen Brei essen würde. Die Hexe Schattentanz war ganz entsetzt und beschloss, mit Emma und dem Panther zur Baumhöhle zu gehen und sich selbst ein Bild von der Situation zu verschaffen. Als die drei an der Baumhöhle ankamen, warteten die anderen Elfen schon mit großen Augen auf Emma. Es köchelte noch ein halber Kessel bitterer Brei über dem Feuer und die Hexe bat alle, sich um das Feuer zu versammeln. Und so erzählte die Hexe den Elfen, was es mit dem bitteren Brei auf sich hat und dass genauso viel vom Zauberbrei im Topf sei, dass jede Elfe ein Schälchen am Tag essen könne. Äßen sie mehr, würden ihre Flügel irgendwann zu schwer zum Fliegen sein, äßen sie weniger, würde der Wind sie nach Lust und Laune umhertreiben, denn die Flügel würden zu leicht. Fortan, da die Elfen wussten, was der Brei bewirkte, aß Emma nicht mehr allein. Jeden Tag, wenn die Sonne am höchsten stand, versammelten sich die Elfen um den Topf, den bitteren Brei zu essen. Jede genau ein Schälchen. Der Panther und die Elfe Emma streifen bis heute häufig zusammen durch den Elfenwald. Und wenn sie irgendwo eine Elfe mit schweren Flügeln sehen, erzählen sie ihr Emmas Geschichte.
© Franziska Eichler 2024-08-10