Eines der wichtigsten Dinge in der Vorweihnachtszeit war fĂŒr uns Kinder natĂŒrlich der Brief an das Christkind. Jahr fĂŒr Jahr war es eine aufregende, erwartungsvolle Vorbereitung. Schon als Kindergartenkind haben meine Schwester und ich diesen Brief kunstvoll gestaltet und abends an das Fensterbrett gelegt â in der Hoffnung, dass er in der FrĂŒh weg ist. Dann durften wir optimistisch darauf warten, dass einige unserer WĂŒnsche in ErfĂŒllung gehen werden.
Im Kindergartenalter haben wir natĂŒrlich Zeichnungen gemalt und spĂ€ter, als wir dann schon schreiben konnten, waren wir uns nicht mehr so sicher, ob diese auĂergewöhnliche Post wirklich beim Christkind ankommt.
In diesem besonderen Jahr damals habe ich schon recht schön schreiben können und mit gemischten GefĂŒhlen meinen Brief verfasst. Mit einigen frommen Worten dazu, dass ich auch weiterhin brav sein werde und mir auch Frieden auf Erden wĂŒnsche. Wie immer legte ich ihn auf das Fensterbrett und siehe da, am nĂ€chsten Morgen war das Kuvert noch da. Spontan war ich zuerst doch enttĂ€uscht, aber etwas stimmte nicht. Er war offen und mein Inhalt fehlte! Stattdessen fand ich einen Brief vom Christkind und am Kuvert ein wunderschön gezeichnetes Engerl. Ich war so glĂŒcklich. Nun war klar, dass ich fix weiterhin an das Christkind glauben werde.
Jahre spĂ€ter war mir bewusst, dass nur mein Papa so schön zeichnen konnte. Ich habe mir das Kuvert immer aufgehoben. Gefragt habe ich meinen Papa nie, ob er es war. Das wollte ich gar nicht wissen und lange habe ich nicht mehr daran gedacht. Heute kann ich ihn nicht mehr fragen, aber ich könnte einen Brief schreiben â vielleicht liest er ihn von nun an im Himmel.
© Angelika Wildfeuer 2020-11-21