von JosefineLieblich
Es ist schon einige JĂ€hrchen her, dass ich als Nikolaus verkleidet, die beiden Neffen in ihrem Zuhause besuchte. Ich war immer wieder erstaunt, dass sie Jahr fĂŒr Jahr auf den Nikolaus warteten. Bald kamen Freundinnen und Freunde, auch die der Eltern, dazu und lauschten gerne den ErzĂ€hlungen der Frau Nikolaus.
Einmal war geplant, dass die zweite Schwester als Krampus mitkommen sollte. Die vielen Packerln wurden der NikolĂ€usin doch zu schwer und gerne nahm sie diese Hilfe an. Leider fiel die Schwester aus, der Krampus wurde, obwohl von den meisten Kids gefĂŒrchtet, schon aufgeregt erwartet. Also ĂŒbernahm ich beide Rollen. Zuerst tobte ich als Krampus wild im Garten herum, sah die Ă€ngstlich, gespannten Kindergesichter und dahinter die lachenden Eltern. SchweiĂgebadet und in Windeseile nahm ich die Gestalt des Nikolaus an und kam völlig auĂer Atem bei der HaustĂŒre hinein gestolpert.
Davon merkten die Kinder nichts. Gerne erzĂ€hlten sie mir ihre Anliegen, sangen Lieder und einmal gab es ein kleines Konzert fĂŒr den lieben, guten Nikolaus -also die NikolĂ€usin. Es wurde ein wenig ruhig um die Nikolausbesuche, die mit dem 15 Lebensjahr der Neffen endeten.
Bis auf einmal, ja auf einmalâŠâŠ..
âŠâŠgestern in meinem Postkasten ein rotes Kuvert lag, an mich adressiert und als Absender âDer Nikolaus“ auf der RĂŒckseite stand.
Ich las: Liebe Josefine, wir wissen, dass du schon öfters dem Nikolaus geholfen hast. Nun haben wir wieder einen Auftrag fĂŒr dich. Die Enkelkinder deiner Schwester und auch die deiner Freundinnen erwarten den Besuch vom heiligen Nikolaus. Wir wissen, dass auf dich Verlass ist, wĂŒnschen dir viel VergnĂŒgen, weitere Informationen folgen⊠liebe GrĂŒĂe der NIKOLAUS.
Aha, dachte ich mir, braucht er mich wieder, der Nikolaus.
Heute morgen lagen am Tisch, die NikolausmĂŒtze mit wunderbarem Haar und der dazugehörige Bart. Auf der Garderobe hing das Gewand und der Nikolausstab stand vor der HaustĂŒre. Sehr gerne wĂŒrde ich dem Nikolaus helfen.
Gleich nach Arbeitsschluss zu Hause angekommen, fand ich im Briefkasten den Brief mit Hinweisen zu den Kindern und bald gings los ins nahe Burgenland zur GroĂmutterschwester. Der dreieinhalbjĂ€hrige Felix scheute sich nicht, mir seine Erlebnisse aus dem Kindergarten zu erzĂ€hlen. Sein eineinhalbjĂ€hriger Bruder Fredi verspeiste derweil einen Schokonikolaus. GroĂvater Waldi war gerĂŒhrt beim Anblick der beiden.
Der7 jĂ€hrige Enkel der GroĂmutterfreundin trug ein Nikolausgedicht vor und Schwester Lilly zeigte mir den Spagat aus der Ballettschule. Die nĂ€chsten Kleinen fuhren mir mit dem Rad entgegen, die gröĂere Evi meinte leise zu mir, bitte, sag meinen Eltern, dass sie nicht streiten sollen. Schwesterchen Sophie reichte mir vertraut ihre Hand. Die beiden ZweijĂ€hrigen beobachteten interessiert aus sicherer Entfernung.
Der Bub in der StadtbĂŒcherei wusste, dass uns der heilige Nikolaus das Teilen lehren will.
Lieber guter Nikolaus, bitte komm nÀchstes Jahr wieder in unser Haus!
© JosefineLieblich 2022-12-06