von Ulrike Sammer
Einer der beeindruckendsten Menschen meines Lebens war der bekannte Benediktinermönch David Steindl-Rast. Ich hatte das Glück mit ihm ein paar sehr intensive Tage bei einem Seminar mitten im Wald im niederösterreichischen Waldviertel zu verbringen.
Steindl-Rast plädiert für Dankbarkeit als beste Möglichkeit die inneren Tanks wieder aufzufüllen. Er meint, dass nicht das Glücklichsein zur Dankbarkeit führt, sondern die Dankbarkeit zum Glücklichsein.
Wer ist Steindl-Rast?
David Steindl-Rast (geb. 1926 in Wien) ist ein österreichisch-US-amerikanischer Benediktinermönch, Eremit, spiritueller Lehrer und weltweit tätiger Vortragsreisender.
David Steindl-Rasts Familie stammt aus einer adeligen Familie. Er selbst wuchs in Wien auf, schloss dort ein Kunst-, ein Psychologie- und ein Anthropologie-Studium ab. 1952 folgte er seiner emigrierten Familie. Im Jahr 1953 trat er in das Benediktinerkloster Mount Saviour in Elmira, NY, ein. Seit 1965 praktiziert er Zen. 1968 war er einer der Gründer des interreligiösen Center for Spiritual Studies. 1989 gründete er zusammen mit dem Zen-Priester Vanja Palmers in Dienten am Hochkönig das Haus der Stille Puregg. Steindl-Rast vertritt eine pluralistische Religionstheologie, der zufolge weder das Christentum noch eine andere Religion „einzig wahre“ Heilsmittler sind: Religionen entstanden in einem spezifischen historischen Umfeld und jede Religion könne die gleiche Funktion erfüllen. Die Kongregation für die Glaubenslehre weist allerdings diesen Pluralismus als mit dem katholischen Glauben unvereinbar zurück.
Viele Jahre lebte Steindl-Rast als Eremit unter anderem in der Nähe des Klosters Mount Saviour. Heute lebt er in der benediktinischen Gemeinschaft des Europaklosters Gut Aich in St. Gilgen.
Eine Warnung sprach Steindl-Rast in Bezug auf „verformte Religionen“ aus: „Lehre, Moral und Ritual neigen dazu, sich im Laufe ihrer Entwicklung zu verhärten“. Ein Schlüsselbegriff ist für ihn Dankbarkeit: für die Gelegenheit, Geduld zu lernen, Verständnis für andere zu haben, zu wachsen: „Wenn wir auf unser Leben zurückschauen, dann sehen wir, dass das, was uns als das größte Unglück erschienen ist, sich als das größte Geschenk herausstellt, weil es zu unserem größten Wachstum beigetragen hat.“
Ein interreligiöser Brückenbauer ist Steindl-Rast spätestens seit 1965. Er sammelte Erfahrungen mit verschiedenen Zen-Meistern und gründete gemeinsam mit Rabbinern, Buddhisten, Hindus und Sufis in den USA das „Center for Spiritual Studies“. 1989 initiierte er zusammen mit dem Zen-Mönch Vanja Palmers im österreichischen Dienten am Hochkönig das „Haus der Stille“ Puregg, das bis heute jedem Interessierten Zugänge zum kontemplativen Leben ebnet. Für sein Engagement im interreligiösen Dialog wurde Steindl-Rast 1975 mit dem Martin Buber Award ausgezeichnet. Am 3. August 2022 erhielt er den Preis der Salzburger Hochschulwochen.
© Ulrike Sammer 2023-03-23