von Puszta-Piri
Es begab sich zu einer Zeit, als mein Vater noch seinen Ruhestand im Burgenland genießen durfte und den Hund meiner Schwester als Pensionszeitvertreib vermittelt bekam. Quasi. „Du hast jetzt eh viel Zeit! Und hier hat er genügend Auslauf.“ Denn ein Baby und zwei Junghunde als zeitgleiche Anschaffung war dann doch etwas zu viel des Guten. Unser Vater hatte eine Aufgabe und wir am Wochenende mit ihm genügend Auslauf.
Dusty war eine Seele von einem Hund. Er war unser aller bester Freund. War Babysitter, Bodyguard und Spaziergangsbegleiter zu jeder Tages- u. Nachtzeit. Er war Rettungsschwimmer und Eiskunstläufer am Neusiedlersee, Schlittenhund und Schneemannmodell. Er war ausgebildeter Psychotherapeut (was er bis zur Perfektion beherrschte war Zuhören!). Auch war er ein Schoßhund, obwohl er ein Langhaarschäfermischling war. Und er war begnadeter Sternderlschauer und Heiratsvermittler.
Eines Tages verschluckte er einen Stein. Dies äußerste sich durch Nicht-Gacki-Können, mehr noch- durch ein Wollen aber nicht Können. So fuhr ich mit ihm in die nächste Tierklinik, es war ein Sonntag, der 11.11., und schon nach 11Uhr11. Doch das Martinigansl habe ich dem diensthabendem Tierarzt etwas vermasselt, da mein geliebter Hund Infusionen benötigte, stabilisiert werden musste und viel Nähe von mir spüren sollte. Der Tierarzt war sehr gesprächig und nicht unattraktiv. Markante Stimme. Schöne Hände. Volle Lippen. Die Umstände wollten es so, ich musste ihn wiedersehen, denn Dusty wurde am nächsten Tag der Stein aus dem Darm operiert.
Ich wurde eingeladen, bei der Operation zuzusehen. Mit einem Glas besten Rotweins stand ich da und schaute dem attraktiven, gesprächigen Tierarzt, während er sich seine attraktiven, sauberen Hände in Perfektion desinfizierte, über den OP-Spiegel in seine attraktiven, dunkelbraunen Augen. Über einen Spiegel jemanden tief in die Augen schauen hat etwas ganz besonderes. Man hat das Gefühl, dass die Physik da auch noch irgendwie mitwirkt und sämtliche Licht- in Hormonmoleküle umwandelt, die einem über’s Hirn direkt ins Herz, unter die Kniescheibe und bis tief in die Zehennägel einschießen, dass alles nur so kribbelt und funkt.
Operation gelungen – Patient lebt. Dusty ging es von Tag zu Tag besser, auch wenn er jetzt Trichterträger war und das nicht so lustig fand wie wir. Doch sehr bald war er wieder ganz der alte. Die Gedanken zu diesem attraktiven, gesprächigen Tierarzt ließen mich nicht los, ließen mich nicht schlafen und ließen mich Dinge tun… Es kam was kommen musste – eine Nachbehandlung. Die Fäden mussten doch gezogen werden, obwohl sie sich hätten eh selbst auflösen können. Aber man will ja, dass alles gut verheilt und dass der Tierarzt noch einen Blick darauf wirft und ich auf ihn und er auf mich.. und überhaupt.
Wir durften noch viele schöne Jahre mit Dusty erleben, bis er für immer einschlief.
Der Daktari ist seit nunmehr 22 Jahren mein Dottore Amore. Danke Dusty, du alter Verkuppler!
© Puszta-Piri 2019-12-12