Der Duft der mich an ihn erinnert!

Lena Mueller

von Lena Mueller

Story

Frühling. Neubeginn. Ich liebe den Frühling, vielleicht nicht zuletzt weil auch mein Geburtstag im Frühling ist. Doch das aktuelle Weltgeschehen beschäftigt mich sehr. Beinahe fühle ich mich ein wenig ohnmächtig. Und auch ich selbst stecke irgendwie fest. Direkt eine Schwere macht sich in mir breit. Doch es muss weitergehen. Ich muss weitermachen.

Staub hat sich abgelegt auf meinen Möbeln. So viel schon, dass ich beinahe das Gefühl habe, daran zu ersticken. So nehme ich mir fest vor, morgen einen Frühlingsputz zu machen. Es soll ja jetzt dann auch regnen, so wird die Luft gewaschen und die Wiese, auf der mein Häuschen am Waldrand steht, wird wieder Grün werden. Vielleicht kann auch ich dann wieder durchatmen.

So lege ich mich jetzt nieder, trinke einen Schluck Lavendel-Wasser und freue mich direkt auf morgen.

Unsere gemeinsame Zeit war keine lange und schon seit einem Jahr ist sie auch wieder vorbei. Trotzdem träume ich von ihm in dieser Nacht. Ich weiß auch gar nicht mehr genau was, nur dass mir sein Gesicht und seine langen Haare erschienen sind, daran kann ich mich erinnern.

Am Morgen stehe ich auf, koche Kaffee und beginne nur mit dem dünnen Seidennachthemd bekleidet, zu putzen. Ich spüre wie sich eine Erleichterung in mir breit macht. Während meines Tuns summe ich vor mich hin und plötzlich greifen meine dünnen Finger nach einer Dose. Ganz hinten im Regal hatte ich sie verstaut im letzten Jahr und dann auch darauf vergessen. Vorsichtig öffne ich sie und rieche daran. Ihr Inhalt, eine Creme mit frischem Orangen-Duft, erinnert mich an ihn. Im letzten Frühjahr nämlich habe ich diese Creme ständig benutzt. Und jetzt, ziemlich genau ein Jahr später, lässt diese Creme Gefühle in mir aufleben. Das Gefühl der Aufregung und der Neugier. Ich sehe uns beide unterm Sternenhimmel am Wasser spazieren und uns gemütlich eine Pizza essen und Bier trinken. Beinahe spüre ich seine Berührungen und die Küsse, die nach Bärlauch geschmeckt hatten. Ich denke an die Lieder, die wir gemeinsam hörten, einige kannte ich noch nicht. Ich schmecke Erdbeeren mit Salz und den süßen Brotaufstrich, der mir bis dahin fremd war. War das Zuckerrübensirup? Ich weiß es nicht mehr. Ich sehe mich über den Markt spazierend und Olivenzweige kaufend.

Die Schokoladenosterhasen, die er mir geschenkt hatte, waren auf der Heimfahrt zerschmolzenen. Ich wollte sie nicht mehr essen. Sie hatten nicht mehr geschmeckt. Doch ich hatte es nicht fertiggebracht, sie wegzuschmeißen. Ich habe sie noch immer.

So putze ich jetzt weiter. Dann werde ich mich duschen gehen und die Creme ganz sanft auf meinen Körper auftragen. Und dann backe ich Kuchen mit den zerschmolzenen längst abgelaufenen Osterhasen vom Vorjahr. Toll, Düfte können vergangene Moment aufleben lassen und zugleich Inspiration sein. Und dafür bin ich gerade echt dankbar. Sehr dankbar!

© Lena Mueller 2022-03-29

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