von EllaN
Meine Haut war gesprenkelt von dem Sonnenlicht, das durch das Blätterdach des kleinen krummen Apfelbaumes fiel, unter dem ich saß. Der Wind der hier ständig seinen Weg durch die Fliederhecke fand, ließ mich frösteln und ich beschloss meinen Sitzplatz im Schatten aufzugeben und meine allmorgendliche Runde in unserem kleinen, bescheidenen Garten fortzusetzen. Frau Maus huschte erschrocken durch den Efeu, der sich unter der Fliederhecke ausbreitete, davon, begleitet von dem lauten Gezeter der Spatzen und Meisen die sich in der Hecke ihre Nester gebaut hatten. Ich liebte dieses kleine schrullige Fleckchen Grün in der ansonsten so lauten und hektischen Stadt. Unser Wohnhaus lag direkt an einem sehr stark befahrenen Kreisverkehr wo Frühmorgens und Spätabends die Luft von Staub und Abgasen erfüllt war. Sonne hatten wir nicht viel, denn die grauen Riesen ringsherum hielten die Sonne in Schach. Doch Vormittags erstrahlte der Garten in warmen Licht und die Luft war erfüllt vom Duft des Flieders und des Morgentaus. Der morgendliche Stoßverkehr hatte sich gelegt und eine angenehme Ruhe kehrte ein. Es war meine absolute Lieblingszeit. Wir lebten in einer dieser Altbauten mit angrenzenden Schrebergärten, die man dank gründlicher Renovierungsarbeiten erhalten hatte. Mein Blick fiel auf das kleine Walderdbeerbeet, das direkt neben meinem Gartentor lag und ich entdeckte einige angeknabberte Exemplare darin. Ich bin wohl nicht die einzige die froh darüber war dass, das alte Haus mit seinen kleinen Gärten erhalten geblieben ist dachte ich bei mir und lugte zu dem Mausloch hinüber, das direkt unter dem Vogelhaus lag, dass ich letztes Jahr im Herbst aufgestellt hatte. Die Pfingstrosen trugen schon Knospen und ich konnte es kaum erwarten bis die großen Köpfe wie bauschige Wolken den Garten ergänzten. Ich hatte eigentlich weiße, gefüllte kaufen wollen, doch das falsche Etikett war an den Topf geheftet und so hatte ich rosarote bekommen. Nun erstrahlte die Fliederhecke in Lila, der Apfelbaum in Weiß, die Pfingstrosen in Rosa, der Löwenzahn in Gelb aber in einer verspielten Art und Weise passte das alles perfekt zusammen. Der Nachbar war an den Zaun getreten und machte mich schmunzelnd auf die Igellosung neben meinen Walderdbeeren aufmerksam. Tatsächlich. Ich war froh, dass Herr Igel den Weg in meinen Garten gefunden hatte, denn er könnte mich bei meinem Schneckenproblem etwas unterstützen. Ich nahm mir vor auch noch Platz für ein Igelhäuschen in unserem Garten zu finden. Eine dicke Hummel riss mich aus meinen Gedanken als sie sich laut brummend auf dem weißen Flieder niederließ, der sich über das Gartentor wölbte. Ich merkte das die Blütenstände schön langsam braun wurden, aber die Hummel ließ sich dadurch nicht beirren und setzte ihren Weg zu dem am Haus entlang wachsenden Löwenzahn fort. Wie beseelt und ruhig hier doch alles war dachte ich, als würde in dem ganzen Trubel ringsherum jemand die Zeit anhalten.
© EllaN 2021-04-18