von Martina Grimus
âWeiĂt Du, wie man erkennt, ob der Krampus echt ist, oder nicht?â âDu weiĂt schon, ich meine, ob er wirklich aus der Hölle kommt oder ein Verkleideter ist!â
Liebe Menschen, ob groà oder klein, egal wie alt Ihr seid, ich erzÀhle Euch nun eine Geschichte.
Die meisten erinnern sich vielleicht an Nikolaus und Krampus, und vielleicht auch an das Christkind. Ihr wiĂt schon, ich meine den Nikolaus, den Krampus und das Christkind, wie sie damals fĂŒr uns aussahen. Damals, als wir GroĂen noch klein waren.
Der Krampus, ein Geselle, vor dem wir uns fĂŒrchteten. Ehrlich. Selbst spĂ€ter, als wir schon etwas âhöher gewachsenâ waren, schien er uns noch nicht geheuer. Der Krampus ist ein böses Wesen und gemÀà seiner Art ist er auch von listigem Charakter. Und so fĂŒhrt er niemals etwas Gutes im Schilde. Das ist verbrieft! Er kommt aus der glutheiĂen Hölle. Und, genau dorthin möchte er so viele Menschen, wie es ihm möglich ist, hinunterziehen. Dorthin, wo es keinen Himmel gibt. Und so auch keinen Frieden.
Hört gut zu. Denn, ich verrate Euch, wie man erkennt, ob der Krampus echt oder unecht ist. Ob er ein verkleideter Mensch, oder der HöllenfĂŒrst ist.
Als braves Kind gibt man den groĂen Menschen die Hand. Und, man grĂŒĂt, sagt bitte, wie auch danke. So war das damals. Bei uns. Wenn also am Abend des 5.Dezembers der Nikolaus an die TĂŒr klopfte und der Krampus neben ihm ungeduldig und wild mit der Kette rasselt, so hatte man die Beiden dann zu begrĂŒĂen. Dem Nikolaus ist das wichtig, denn er meint, dass es so den Menschen so leichter fĂ€llt, sich nĂ€her zu sein.
Es war also wieder einmal soweit. Wir, die âWirtshauskinderâ saĂen an besagtem Abend eng beisammen. Beim kleinen Tisch im Gastzimmer. Da polterte es vor der TĂŒr. âHuhuâ hörte man, ehe ein forsches Klopfen dem Herein unserer GroĂmutter folgte. Da waren sie. Nikolaus mit langem weiĂen Bart, dem Bischofsstab, der hohen Mitra am Kopf, dem dicken Buch unter dem Arm, und der Krampus, mit seinen Hörnern am Kopf und dem hĂ€sslichen dunklen Zottelfell.
Jetzt hieĂ es brav zu grĂŒĂen, die Hand zu geben.
âWeiĂt Du, wie Du erkennst, ob der Krampus echt oder unecht ist? Ich verrate es Dir“ flĂŒsterte mir ein GroĂer rasch zu. âWenn der Krampus ein Unechter, also ein Verkleideter ist, dann hat er eine kalte Hand. Ist er echt, kommt er wirklich aus der Hölle, dann hat er eine warme HandâŠ.â Das erschien mir schlĂŒssig.
Der Nikolaus hatte eine warme, weiche Hand, welche er mir in einem schönen silberfarbenen Handschuh gekleidet, entgegenstreckte. Die schwarze Hand des Krampus war groà und hart. Und. Warm!
So stand ich vor dem echten Krampus. Der âEchteâ, der direkt aus der Hölle geklettert war! Zu uns. Auf die Erde! Um Angst, Zwietracht, Neid, Missgunst und Gier zu sĂ€en. Vor allem aber immer wieder Angst! Denn, die Angst ist es, welche ganz tief in unseren Herzen, in unseren Seelen und in unseren Köpfen all die HĂ€sslichkeiten in und um uns entstehen lassen. Es ist die Angst, welche in und um uns KĂ€lte, wie auch die Höllenfeuer des Leids lodern lĂ€sst.
© Martina Grimus 2020-12-07