Der Elefant gilt in vielen Kulturen als Krafttier und Glücksbringer. Er steht symbolisch für Intelligenz, Geduld und Gute, sowie Hingabe. Als Sinnbild für ein langes Leben und Energie.
Für mich hat der Elefant schon immer eine ganz besonders wichtige Bedeutung. Als ich klein war, hat mein Opa mir stets eine Gute-Nacht-Geschichte über eine Elefantendame erzählt, die er im Zoo bei einem Einsatz kennenlernen durfte.
Während meiner Recherchen zu diesem Kapitel fand ich Informationen zu Birma, geboren 1918 in Wild-Asien. Im ungefähren Alter von 6 Jahren wurde sie kurz nach dem Ersten Weltkrieg nach Europa importiert und kam in den Zirkus Kludsky. 1934 ging Birma in den Besitz des Tierhändlers Ruhe über, der sie und weitere 15 Elefanten dem finanzschwachen Zirkus Kudsky abkaufte. Ruhe verlieh Birma an den Circus Amar. Außer im Zirkus hat Birma auch in zwei bis drei Spielfilmen mitgewirkt, für die sie lange Reisen auf sich nehmen musste. Birma brachte in ihrem Leben 3 Kälber zur Welt. Am 3. August 1936 brachte Birma das Kalb August in einem Eisenbahnwaggon während der Fahrt des Zirkus Amar nach Nordfrankreich in einer dramatischen Geburt zur Welt. Während der Nacht demolierte Birma den halben Wagon. Ihr Sohn wurde in Paris auf den Namen August getauft und blieb im Zirkus Amar. Während eines Gastspielaufenthaltes im Zirkus Strassburger in Amsterdam brachte Birma am 22. November 1939 ihr Kuhkalb Gina in einem Ausstellungsgebäude zur Welt. Weil Mutter und Kind nicht mit dem Zirkus weiterreisen konnten, wurden sie von dem Gebäude, in dem Gina geboren wurde, zu Fuß in den Artis Zoo in Amsterdam gebracht. Birma kam wieder in den Besitz der Tierhandelsfirma Ruhe und später in den Zoo von Hannover. Im Oktober 1943 befinden sich vier Elefantinnen im Zoo Hannover unter anderem auch Birma, die nach der Zerstörung des Nürnberger Zoos in Hannover eingestellt waren. Sie überleben die schweren Bombenangriffe des Krieges, die Hannover und auch den Zoo völlig zerstörten. Ein Jahr später bringt Birma das weibliche Kalb „Carla“ zur Welt. Im Herbst 1944 wird die Lage immer schwieriger und bis Dezember werden alle verbliebenen Elefanten zum Firmensitz von Ruhe nach Alfeld gebracht.
Am 15. Mai 1946 öffnet der Zoo Hannover nach 1½ Jahren wieder seine Pforten. Die Elefantin Birma zieht mit ihrer kleinen Tochter Carla wieder in ihr teilzerstörtes Haus. Kurz nach der Eröffnung des Ruhr-Zoos, der ebenfalls im Besitz der Tierhandelsfirma Ruhe war, kam Birma im Jahre 1950 nach Gelsenkirchen. Birma verbrachte ihren Lebensabend ohne erniedrigende Kopfstände und Ein-Bein-Stände etc. machen zu müssen, in Gelsenkirchen. Jedoch wurde sie als leierkastenspielender Elefant dort berühmt. Auch noch im hohen Alter hat sie immer wieder auf Zeichen der Besucher reagiert. 1981 starb Birma an Altersschwäche. Man vermutet, dass sie mit ihren 63 Jahren zu den ältesten Zooelefanten Europas gehörte.
Für mich ist Birma nicht irgendein Elefant, für mich ist sie eine Geschichte, die meinen Opa und mich für immer verbinden wird.
© Ann-Kathrin Hanse 2024-07-31