von Marcela
Aufgeregt stand ich vor dem Spiegel und betrachtete mich. Nach ein paar Umdrehungen grinste ich zufrieden. So, jetzt konnte mein drittes Date mit Alex losgehen! Vorige Woche während unseres zweiten Dates war ich mir so sicher gewesen, dass er mich zum Abschied küssen würde, mehr als eine Umarmung war es jedoch nicht geworden. Heute war also der Abend der Abende: Der erste Kuss mit dem Mann, in den ich mich hoffnungslos verknallt hatte.
Nur ein einziges Problem nagte bereits seit unserem ersten Date an mir: Er kam aus derselben Ortschaft wie mein Exfreund und hieß gleich wie einer seiner besten Freunde. Als wir 2015 zusammen waren, waren wir oft auf Doppeldates. Da das allerdings schon so lang her war, war ich mir einfach nicht sicher, ob er es sein könnte oder nicht. Er sah zwar ganz anders aus, aber einige andere Fakten sprachen dafür. Aus Unsicherheit hatte ich mich bisher nicht getraut, das Thema anzureden.
Das dritte Date wĂĽrde also bei ihm stattfinden. Während des vorigen Dates hatten wir nämlich ĂĽber unsere Lieblingsfilme geredet und Alex war zutiefst geschockt gewesen, dass ich noch nie Inception gesehen hatte. „Das mĂĽssen wir definitiv ändern“, sagte er und lud mich kurzerhand zu sich ein.
Die Zeit verging wie im Flug und schon war der Film vorbei. Wir hatten viel Spaß. Allerdings kristallisierte sich bald darauf die Wahrheit heraus. Durch eine Erzählung, was er im Sommer 2015 erlebt hatte, war ich mir nun sehr sicher, dass er der beste Freund meines Ex-Freundes war. Oh Gott, was sollte ich nur tun? Noch immer traute ich mich nicht, etwas zu sagen.
Einige Zeit später spürte ich, dass der erste Kuss bevorstand. Leider paarte sich meine Vorfreude immer mehr mit Angst. Er hatte mich ganz offensichtlich nicht erkannt. Was, wenn er sauer wäre, sobald es herauskäme? Oder noch schlimmer: Was, wenn ich Schuld am Zerbrechen einer Freundschaft sein würde?
Als er sich schlieĂźlich vorlehnte, um mich zu kĂĽssen, lieĂź ich den Kuss nur ganz kurz zu, danach zuckte ich zurĂĽck. Er sah mich verletzt an. „Wir mĂĽssen reden“, sagte ich, „Ich habe heute herausgefunden, dass wir uns eigentlich schon länger kennen. Ich war mit deinem Freund Max zusammen, wir haben öfter was unternommen. Wir haben uns nur nicht gleich erkannt.“
Ă„ngstlich schaute ich ihn an. Was wĂĽrde nun passieren? „Es tut mir so leid.“, fĂĽgte ich hinzu. „Oh Gott sei Dank!“, antwortete Alex. Nun war ich diejenige, die verwirrt war. „Ich weiĂź bereits seit dem ersten Date, dass du Maxs Exfreundin bist. Nur du warst mir von Anfang an so sympathisch, da wollte ich das, was wir haben, auf keinen Fall ruinieren.“
„Das heiĂźt, es stört dich nicht?“, fragte ich vorsichtig. „Max und ich haben uns total auseinandergelebt. Wir sehen uns noch, wenn wir mit unserer Freundschaftsgruppe was machen, aber das wars. Ich hatte nur so wahnsinnige Angst, dass es dich stören könnte.“ Erleichtert begannen wir beide zu lachen. Danach kam unser erster (richtiger) Kuss. Wir sind bis heute sehr glĂĽcklich miteinander.
© Marcela 2020-04-07