Der erste Kuss!

Sam_Edring

von Sam_Edring

Story

Marie war blond und hĂŒbsch. Hieß wie meine Tante. Klasse. Sie war 14 Jahre alt. Ich war 15.

Sie war eine total gute Völkerballspielerin. Gegen sie zu gewinnen ging nur ĂŒber den Weg, alle BĂ€lle die sie mit einer unglaublichen Wucht auf einen warf zu fangen. Seltsam. Genau das konnte ich. Ich konnte egal woher, egal wie ich stand, ob auf einem Bein oder keinen. Ich konnte all ihre BĂ€lle fangen.

Als ich so ihren Respekt erlangt hatte, wÀhlte sie mich am Anfang immer gleich in ihr Team. Wir beide spielten dann auch öfter alleine gegen alle anderen, am Platz waren nicht selten 10 Gegner bedeutete, auch schon mal den einen oder anderen Erwachsenen Vater.

Marie und ich gewannen fast immer. Ihre blonden Haare flogen dabei durch die Luft. Sie hatte blaue Augen, diese richtete sie gerne mal direkt auf mich. Als ein scharfer Wurf eines Erwachsenen angedeutet wurde.

Werners Vater spielte gerne, an einem Freitagnachmittag mit. Trotzdem, die schönsten Momente waren dann spĂ€ter als der Abend kam und wir auf der Bank saßen, Marie, Werner, Klaus und ich. Ich hatte niemals den Mut, Marie nach mehr zu fragen als nach dem nĂ€chsten Ball in einem Spiel. Oder sie abzuklatschen beim Nachlaufspiel. Als sie die Königin war, die ihre Soldaten aussendete, war ich immer bemĂŒht der Erste zu sein, der ganz nahe bei ihr stand um sie dann schnell zu berĂŒhren und das Spiel zu gewinnen. Ja Marie war mit Sicherheit der Grund, wieso ich jeden Abend bei den neuen Freunden war und die alten auf die lange Bank schob. Marie und Klaus waren die Kinder des Hauptschuldirektors. SpĂ€ter lernte ich dann noch Reinhard kennen. Er war der zweitĂ€lteste Sohn des Schuldirektors. Des Schuldirektors in der Stadt. Werner war der Sohn des Vorarbeiters in der Fabrik. Konservenfabrik. Er erzĂ€hlte gerne davon, dass er in der Fabrik mit war. Das die UmstĂ€nde der AbfĂŒllung ihn eher dazu gebracht hatten niemals wieder GemĂŒse oder Obst aus einer Konserve zu essen. Auch klassisch diese Gedanken in dieser Zeit.

So ging er dahin dieser Sommer 1976. Abends saßen wir auf der Bank neben dem Spielplatz und spielten Autonummerntafel erraten. Da war natĂŒrlich ein gutes Auge gefragt, um möglichst von weitem das B oder das W oder das D zu erkennen und die ersten beiden Nummern. Doch ich hatte meine Augen nicht auf Entfernung eingestellt, sondern ganz auf die NĂ€he, auf das bezaubernde Gesicht von Marie.

An einem Abend, es war der Sonntag vom letzten Augustwochenende, saßen wir da auch alle auf der Bank. Marie sah mich von der Seite an und ließ ihren Kopf so wundervoll auf die Seite fallen. Wie sie es oft und oft machte, wenn ich einen ihrer berĂŒhmten SchmetterbĂ€lle fing.

Die Jungs um uns gerade mitten im Autonummerntafelspiel.

„Magst mich kĂŒssen?“ fragte mich die Marie.

Ich kĂŒsste sie. Es war einfach nur schön.

Keine Frage als die Jungs um uns merkten was da abging, waren wir die Zielscheibe ihres Spotts. Egal. Marie legte ihren Kopf an meine Schulter und ich den Arm um sie und sah das LĂ€cheln der Sterne ĂŒber mir.

© Sam_Edring 2020-01-19

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