Der erste PC Österreichs

Othmar Hill

von Othmar Hill

Story

gehörte mir! Es war nicht Berechnung, sondern Zufall, Entschlossenheit und Schnelligkeit. Mein Stiefsohn Franz machte mich 1977 (!) darauf aufmerksam, dass es einen Micro-Computer gäbe, den PET 2001 von Commodore, der auch nach Europa geliefert werde. Wir setzten uns am nächsten Tag ins Auto und fuhren nach Frankfurt, zahlten 20.000 öS und holten das Ding ab. Mir kam die Stadt irgendwie unheimlich verbiestert und hart vor. So flüchteten wir nach Wien retour. Wir waren um zwei Wochen schneller als der spätere Importeur Steiner! Zwei Jahre vorher mit 27 hatte ich ein TESTPSYCHOLOGISCHES INSTITUT gegründet und so stellte ich den PC ins Testzimmer, wo die Kandidat*en damals Eignungstests durchmachen mussten. Zum Aufwärmen versuchte ich gleich ein Schachprogramm in BASIC zu programmieren. Der erste Zug des Computers war von e3 auf a0. Ich erkannte, dass der Kernspeicher von 8K vielleicht nicht ausreichen würde für so eine Anwendung.

Meine nächste Applikation gestaltete sich schon interessanter. Wenn schon, dann wollte ich einen völlig neuen Fragebogen entwerfen, nämlich einen “tiefenpsychologischen Test”. Er bestand (auf Basis der Triebskalen von Freud) aus oral, anal, phallisch und genital. Dann fügte ich noch zwei Skalen hinzu: aggressiv und ängstlich. Meine Theorie damals (wie heute) war, dass wenn jemand besonders libidinös das Leben auslebt, sehr viel an verdrängter Sterbeangst vorhanden sein müsse. Als der Test fertig konstruiert war, rief ich beim tiefenpsychologischen Institut der Universität Wien an und bot eine Erprobung an. Der berühmte Prof. Strotzka zeigte sich interessiert, weil die analytischen Schulen genau bei der Überprüfung ihrer Konzepte ziemlich schwächelten. Uns so packte ich mein Gerät ein und tauchte an seinem Institut auf. Ich stellte den PC auf seinen Ohrensessel und begrüßte die Runde. Neben dem Professor saßen noch einige Assistenten in weißen Arztmänteln im Kreis und schauten mich sehr streng und sehr misstrauisch an. Strotzka kniete sich zu meiner Überraschung vor das Gerät und beantwortete alle Fragen. Meine Auskunft ergab, dass er sehr oral gepolt sei. Stimmt, sagte er: Er rauche Pfeife und esse gern. Dann kam noch raus, dass er auch etwas anal sei. Das brachte ihn auf die Palme und er schmiss mich raus. (Na so falsch war ich nicht gelegen, denn wenn jemand freiwillig eine halbe Stunde kniet, dann ist das – analytisch gesprochen – schon etwas anal-masochistisch.)

Ein Jahr später feierte meine HAK-Klasse 10 Jahre Matura auf einer Berghütte. Die halbe Klasse unterhielt sich über Sex und wir IT-Fuzzis über die PCs. Wir beschlossen, eine Computerhandelsfirma zu gründen. Beim Abstieg von der Hütte erfanden wir den Namen MICROCOM. Ich schlug noch vor, auch die Marke MICROHARD und MICROSOFT schützen zu lassen, aber meine Kommilitonen bemerkten, dass es schon so ein kleines US-Unternehmen gäbe. Es war der teuerste Fehler meines Lebens meinen Vorschlag damals nicht umzusetzen!

© Othmar Hill 2021-03-01

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