von Gama
Irgendwann wurde jeder erwachsen. Manche frĂĽher. Manche später. Aber alle – auf dieselbe unreife Art und Weise.
Und ob wir das bemerkten? Dass sich alle um uns herum veränderten? Erwachsen wurden? Meistens erst, wenn wir selbst mittendrin steckten – in dieser stillen und seltsamen Zeit des Erwachsenwerdens.
So muss es wohl jedem Jungen in meinem Alter gehen. Verwirrt davon, dass Überheblichkeit plötzlich Selbstbewusstsein war. Dass Desinteresse auf einmal als Begehren galt. Dass Lautsein gleichbedeutend mit Männlichkeit war. Und dass es das Coolste war, eine bestimmte Art von Mann zu sein.
Jemand, der erwachsen tat, während er mit seinen Freunden darĂĽber redete, wer mit wem etwas haben wollte – aber nie darĂĽber, wie er sich eigentlich fĂĽhlte. Jemand, der darĂĽber spekulierte, wie lange dieses Pärchen noch zusammen bleiben wĂĽrde – weil er Angst hatte, allein zu sein. Jemand, der andere schikanierte – und es dann als harmlosen Witz abtat. Ăśber Dinge sprach, die er selbst nicht verstand. Aber jemand, den alle fĂĽr seine erwachsene und reife Art bewunderten.
Und ob das richtig war? Das wusste niemand. Denn Fehler machten diese Männer nie. Und wenn doch, dann gab es immer eine gutgläubige Frau, die sie entschuldigte: „Weil Männer es ja auch schwer im Leben haben“.
Am Ende wollten alle nur eins: Ein Mann sein. Stark sein. Taff sein. Unantastbar sein. Fehlerfrei. Aber keiner sprach darĂĽber, wie schwer es sein musste, ein Leben lang Kind zu bleiben. Denn egal, welchen Witz sie machten – er kam stets auf kindlicher Laune. Egal, wie cool sie auch taten – es war nur ein Spiel unter Jungen. Und egal, wie erwachsen sie versuchten zu sein, sie blieben immer kleine Jungen, die sich nach Größe sehnten.
So sagen es zumindest alle. Und Anfangs glaubte ich auch es auch. Verstand diese Männer nicht. Mochte sie nicht. Doch heute bin ich älter. Und sehe den eigentlichen Fehler.
Alle wĂĽnschen sich den starken Mann. Einen, der schweigt, wenn es wehtut. Der keine Schwächen zeigt. Der alles trägt, aber nie fällt. Einen, der emotional sein soll – aber nie zu viel. Einen der immer stark ist – aber nie zerbricht. Doch das, was wir erschaffen haben, ist kein Mann.
Es ist nur ein erwachsener Junge.
© Gama 2025-06-20