von Samuel Grimm
Der Teenager warf sich seinen Rucksack über die Schulter und wollte losgehen, doch als er sah, dass Spes ihm nicht folgte, stutzte er. »Was ist los, kommst du nicht?«, fragte Nico. »Nico, ich denke, du weißt selbst, was das Leben jetzt für uns beide vorsieht«, antwortete Spes mit ein wenig Trauer in der Stimme. »Nein, das kannst du nicht ernst meinen. Ich brauche dich. Wie soll ich denn ohne dich weitermachen?«, antwortete er entsetzt, als er sich bewusstwurde, dass jetzt ein Abschied bevorstand. »Ach, Nico nach dem heutigen Tag müsstest du doch eigentlich wissen, wieviel in dir steckt. Du hast all diese Herausforderungen bewältigt, obwohl du gedacht hast, dass sie dich brechen. Du kannst verdammt stolz auf dich sein!« »Ja, aber all das hab ich nur geschafft, weil du mich unterstützt hast und auf mich aufgepasst hast«, erwiderte Nico, dem der Schock immer noch im Gesicht stand. Spes beruhigte ihn jedoch. »Du wirst mich vielleicht nicht mehr sehen können, doch ich werde immer bei dir sein, vertrau mir.« Spes lächelte und Nico musste bei diesem Abschied wieder weinen. Er zählte schon längst nicht mehr, wie oft die Emotionen heute schon aus ihm herausgebrochen waren. »Ich werde dich vermissen«, schluchzte er. »Dadurch, dass eine Sache endlich ist, bekommt sie einen Wert. Leider wird uns das immer erst viel zu spät bewusst«, sagte Spes. Er schaute Nico noch einmal an und legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. »Steh immer wieder auf, egal was passiert. Denk immer an das Gute, denn irgendwann geht alles vorbei, auch jede noch so schwere Zeit. Es steckt so unglaublich viel in dir Nico, wenn du nach jedem Rückschlag weitermachst, wird sich das eines Tages bezahlt machen.« Er schwieg noch einen Moment, bevor er schließlich in die entgegengesetzte Richtung davonging. Da rief Nico ihm nach: »Danke für alles mein Freund. Mögen wir uns eines Tages wiedersehen!« Spes winkte ihm noch einmal zum Abschied. Jetzt machte sich auch Nico auf den Heimweg. Da entdeckte er auf dem Gehsteig einen zusammengefalteten Zettel. Hatte Spes diesen verloren? Als er ihn aufhob, war darauf dieser Satz zu lesen. „Spes nunquam peritura, etiam in imis horis“ Der Satz war auf Lateinisch verfasst, also übersetzte Nico den Satz mit seinem Handy. Während er ihn las, musste er lächeln. Dann schulterte er seinen Schulrucksack und machte sich auf den Nachhauseweg. Doch nicht mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck, sondern mit einem neuen selbstbewussten Lächeln.
„Die Hoffnung wird niemals sterben, selbst in den dunkelsten Stunden nicht“
Das Leben stellt uns alle vor Herausforderungen. Wir werden verletzt, kritisiert, verlassen, gedemütigt oder gekränkt. Die Frage ist, wie wir mit solchen Momenten umgehen. Ein Mensch ertrinkt nicht, weil er ins Wasser fällt, sondern weil er nicht mehr auftaucht. Es ist normal einmal am Boden zu sein und sich schlecht zu fühlen. Doch irgendwann müssen wir neue Hoffnung schöpfen, wieder aufstehen und weitermachen. Der Tod ist niemals eine Option, keine Situation im Leben kann ihn rechtfertigen. Es gibt immer jemanden, der einem neue Kraft gibt. Man muss jeglichen falschen Stolz ablegen und sich Hilfe holen. Nur wer einmal am Boden lag, wird die guten Dinge im Leben zu schätzen wissen. Gib niemals auf, irgendwann werden wir dankbar dafür sein. Glaub an dich, denn ich, ich glaube an dich!
© Samuel Grimm 2023-07-23