von Sven Sommerfeld
Es war einmal ein junger Prinz. Er ging in seine alte Heimatstadt, ein Fischerdorf, denn früher war er kein Prinz, sondern nur ein einfacher Fischer. Eines eher unglücklichen Tages, denn der Fischer fing an diesem Tag keinen einzigen Fisch, kam ein fremder Mann zu ihm und stellte ihm die Frage, die sein Leben verändern sollte: ,,Glaubst du an die Überlegenheit des Königs?“ Ganz verwirrt und spottend erwiderte der Fischer: ,,Welche Überlegenheit?“ Daraufhin befahl der fremde Mann mit sanfter Stimme, dass er sein Netz ins Wasser werfen solle. Der Fischer meinte, dass er sowieso nichts mehr verlieren könnte, denn wer nichts hat, kann schließlich auch nichts verlieren. So warf er sein Netz auf des Fremden’s Wort hin erneut ins Wasser. Plötzlich, hunderte von Fische verfingen sich in dem Netz und versuchten zu flüchten. Der Fischer rief andere herbei, um ihn zu helfen und so zogen sie alle Fische an den Steg. Nun wandte er sich erneut zum Fremden, beugte seine Knie und sprach voller Reue und Demut: ,,Ja, ich glaube an die Überlegenheit des Königs!“ Der Fremde daraufhin befahl ihm, alles liegen zu lassen und ihm nachzufolgen und so tat der Fischer es auch.
Damals ahnte er noch nicht, dass der Fremde ein Knecht des Allerhöchsten war, um Fischer wie ihn vor den kommenden Krieg zu retten und zu einem Prinzen zu machen. Nun war der Fischer, also der Prinz, selbst an der Reihe. Er sah einen Fischer, wie ihn damals, am Steg sitzen, mit dem Unterschied, dass der Mann weinte. ,,Was ist denn los?“ fragte der Prinz. ,,Nichts gelingt mir! Kein Fisch, erneut! Ich bin zu nichts nutze.“ sprach der verzweifelte Fischer. Nun war der junge Prinz an der Reihe, dem Fischer die gleiche Frage zu stellen, die man ihm damals stellte: ,,Glaubst du an die Überlegenheit des Königs?“ Auch der Fischer fragte ganz verwirrt, welche Überlegenheit er meinte. ,,Komm, folge mir nach und ich zeige sie dir!“ erwiderte der junge Prinz.
Der Fischer ließ alles hinter sich und ging los und sie liefen zum Dorfeingang, ein Waldstück entlang und schließlich erklimmten sie einen hohen Berg. Es wurde bereits abends und der Fischer fing an unwillig zu werden: ,,Wie lange denn noch? Ich bin müde und hungrig!“ Während er noch redete kam ein Mann in strahlend weißer Kleidung ihnen entgegen. Der Fischer fürchtete sich und der Prinz beugte sich. Es war der Sohn des Allerhöchsten. ,,Wohl an du guter und treuer Knecht, du hast dein Werk getan. Geh ein zur Freude deines Herrn!“ Und der junge Prinz verließ die beiden und ließ sie alleine. ,,Fürchte dich nicht!“ sprach der Sohn des Allerhöchsten und rührte den Fischer an. ,,Wo sind wir hier? Warum sind wir hier?“ fragte der Fischer ganz verwirrt. ,,Wir sind auf dem Berg von Golgatha. Welche Frage stellte dir der Prinz vorhin?“ Der Fischer wiederholte seine Frage und der Sohn des Allerhöchsten erwiderte daraufhin: ,,Siehst du das Kreuz dort? Da hing all deine Verzweiflung, all deine Last und vor allem all deine Schuld. Nun stelle ich dir die Frage erneut: Glaubst du an die Überlegenheit des Königs?“ ,,Ja, Herr“ antworte der Fischer und fing an sich mit Tränen in den Augen zu freuen. ,,Nun, so gehe wieder hinab ins Fischerdorf und stelle einem Fischer die gleiche Frage, die dir heute gestellt wurde und führe ihn hierher. Du wirst als Knecht gehen und als Prinz wiederkommen, zur Freude deines Herrn!“
© Sven Sommerfeld 2024-08-16