Es ist friedlich und still. Wilde Natur, nackte Felsen und Gestein, die trĂ€ge in die glitzerndeSonneragen, runden das Bild der teils rauen, teils lieblichen Natur ab. In den Abendstunden berĂŒhrt die Sonne das Meer, und die Wolken spiegeln sich im Wasser wider. Daswarme Licht der Abendsonne umschmeichelt den Ort mit seinen kleinen bunten HĂ€usern. Nichts erinnert mehr an das Toben und Schlagen der meterhohen Wellen vor einigen wenigen Stunden, in der NĂ€he des kleinen Ortes Ballydehob an der SĂŒdwestkĂŒste Irlands im Country Cork. Brilon, ein armer Fischer, hat eine groĂe Familie ernĂ€hren. Aus diesem Grund ist er heute frĂŒher zur Anlegestellegelaufen. Um zwei Uhr in der FrĂŒhe soll es losgehen. Er setzt sich an die gewohnte Stelle und zieht seine grĂŒne StrickmĂŒtze tief in die Stirn. Er genieĂt die Ruhe, die ihn in diesem kleinen Augenblick umgibt. Plötzlich wird die Stille durch ein donnerndes Toben des Meeres unterbrochen. Eine riesige Meereswoge erhebt sich majestĂ€tisch aus dem Wasser. Wie ein schwarzer Riese offenbart es sich und klatscht vergnĂŒgt in die HĂ€nde. Was er jetzt sieht, verzaubert ihn. Vor ihm erhebt sich eine zweite mĂ€chtige Welle, die ein schwarzes verirrtes Pony darstellt! Die triefende MĂ€hne und der blaue Schimmer im schwarzen Fell dieses Wassertieres wirken unheimlich. Die Haut des UngetĂŒms verĂ€ndert sich von Sekunde zu Sekunde. Es ist ein unsagbares, grausiges Schauspiel zugleich. In diesem Augenblick sieht es aus wie eine Robbe; weich im Fell, aber kalt wie der Tod. Er ist unfĂ€hig, sich zu bewegen, denn dieses Schauspiel hĂ€lt ihn gefangen. Urplötzlich verwandelt sich der Wassergeist in schillernde schöne, dannin hĂ€ssliche und böse Gestalten. Das Meer wĂŒtetâ und das Peitschen der Wellen geht unaufhörlich weiter. Brilon sieht wie gebannt dem wilden Treiben des Meeres zu. An der OberflĂ€che des Wassers kommen mit leichten Schritten seine geliebte Frau und seine vier Kinder fröhlich winkend auf ihn zu. Mit einschmeichelnder Stimme rufen sie ihm zu: »Komm, Brilon, komm, wir sind hier, nimm unsere HĂ€nde. Wir werden gemeinsam an einen anderen Ort, einen schöneren Ort, gehen. Nie wieder werden wirHunger leiden.« Mit einer gewaltigen inneren Anstrengung muss Brilon sich zwingen den Blick dieses Schauspiels in eine andere Richtung zu lenken. Schlagartig wird ihm bewusst, dass er in dieser Nacht nicht zum Fischfang fahren darf. Vielmehr muss er seine Fischerkollegen warnen. Alle wissen, dass Kelpie eine groĂe Gefahr fĂŒr die Fischer des kleinen Dorfes ist.
Einige Stunden spĂ€ter, am frĂŒhen Morgen, ist das wilde Peitschen der ĂŒberschlagenden Wellen vorbei. Das Meer ist wieder sanft und friedlich.
© MargaretevanMarvik 2021-04-14