Der Floh und die Mäuse

Harald Klingler

von Harald Klingler

Story

Ich hüpfte eines Abends ins Bett eines gut gepflegten Kaufmanns. Mit voller Wonne stach ich auf ihn ein, um etwas von seinem köstlichen Blut zu trinken. Er wachte schließlich wütend auf, schrie nach dem Hauspersonal und ich wusste, dass es mir ans Leben gehen würde.

Aber ich bin ja nicht dumm, ich sprang unters Bett, wo ich ein kleines Loch entdeckte. Ich hüpfte hinein und traf auf eine Mäusefamilie. Der Vater der Familie sah mich schlecht gelaunt an: ”Was machst du hier?”, fragte er verwundert und verärgert zugleich. Ich erklärte ihm, was geschehen war und bettelte die Mäuse unterwürfig, mich in ihrem Unterschlupf aufzunehmen. Nach einer kurzen Besprechung stimmte der mürrische Mäuserich zu und er sagte mir, ich solle mich wie zu Hause fühlen.

Einige Tage vergingen und während ich tagsüber meine Zeit mit den Mäusen verbrachte, holte ich mir abends immer ein wenig Blut vom Kaufmann. Aber nur so viel, dass er nicht aufwachte und die Stiche erst am Morgen bemerkte. Eines Abends hatte der Kaufmann eine hübsche Summe Geld eingenommen und den Sack mit dem Gold unter seiner Matratze versteckt. Einer der Söhne vom Mäuserich beobachtete, was geschah und wir beschlossen, das Gold zu stehlen. Wir diskutierten eine Weile überlegten hin und her bis wir schließlich auf eine Idee kamen: Damit die Idee klappte, musste jemand den Kaufmann von der Matratze weglocken, und hier komme ich ins Spiel.

Als der Mann schlafen ging, kletterte ich aus dem Mausloch heraus und sprang ich zu ihm hinauf ins Bett. Dort stach ich in die schwabbelige Haut des Kaufmanns so fest und so oft ich nur konnte. Er wachte auf, kreischte wie ein altes Waschweib, danach fluchte er wie ein boshafter Rossknecht und kratzte sich wild am ganzen Körper. Dann marschierte er mit der Decke unterm Arm aus dem Zimmer hinaus und ging dann hinunter auf eine Bank neben der Haustür. Dort schlief er wohl weiter.

In der Zwischenzeit trappelten die Mäuse aufs Bett des Kaufmanns und nahmen eine Goldmünze nach der anderen mit und versteckten sie in ihrer Höhle.

Am nächsten Morgen kratzte sich der Mann unaufhörlich und verfluchte das diebische Hauspersonal. Und wir machten uns im Mausloch Gedanken, was wir wohl mit den Goldmünzen anstellen wollten.

Dami, 14 Jahre

© Harald Klingler 2023-02-13

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