von Demir-D-Dyson
Es war eine stürmische Nacht, als Zeyno und Ömer auf ihrem Balkon standen. Dunkle Wolken zogen am Himmel auf, der Wind heulte bedrohlich. Zwischen ihnen lag eine Spannung, die schon seit langem in der Luft hing.Die Worte flogen zwischen ihnen hin und her, ein Streit, der von Jahren ungelöster Konflikte genährt wurde. Zeyno spürte die Wut in sich aufsteigen, als Ömer ihr Vorwürfe machte, die sie nicht mehr ertragen konnte. In einem Moment der Verzweiflung und Zornes schubste sie ihn.Ein markerschütternder Schrei durchbrach die Nacht, als Ömer über das Geländer fiel. Der Fall wurde von einem furchtbaren Krachen begleitet, das Echo der Tragödie hallte durch die Gassen.Zeyno starrte entsetzt auf den leeren Raum, der einst von ihrem Mann eingenommen worden war. Der Wind schien plötzlich verstummt zu sein, als ob die Welt den Atem anhielt, um Zeuge dieses schrecklichen Ereignisses zu sein.In den nächsten Tagen versuchte Zeyno, mit der Schuld zu leben, die sie quälte. Doch seltsame Dinge begannen zu passieren. In den dunkelsten Stunden der Nacht hörte sie leises, keuchendes Atmen neben sich. Sie fühlte kalte Finger, die sie berührten, und spürte den eisigen Hauch des Todes in ihrem Nacken.Bald darauf sah sie ihn – Ömer, mit leerem Blick und einem Gesicht, das von Schmerz und Verzweiflung gezeichnet war. Er stand am Rand ihres Bettes, seine Gestalt verschwommen und geisterhaft.“Warum, Zeyno?“ flüsterte er, seine Stimme ein Echo aus der Dunkelheit. „Warum hast du mich verraten?“Die Nächte wurden zu einem Albtraum, in dem Ömer sie heimsuchte. Sein Anblick war ein schrecklicher Anblick, sein Atem ein eisiger Hauch des Todes. Zeyno konnte nicht fliehen, denn er war überall.Die Jahre vergingen, doch der Fluch des Balkons ließ nicht nach. Zeyno wurde zur Gefangenen ihres eigenen Schreckens, verfolgt von der Geistergestalt ihres verstorbenen Mannes.Schließlich, am Ende ihres Lebens, stand Zeyno wieder auf dem Balkon. Der Wind heulte, die Dunkelheit schien lebendig zu werden. Ömer’s Geist erschien vor ihr, das Leid in seinen Augen immer noch spürbar.“Es tut mir leid, Ömer“, flüsterte Zeyno, Tränen rannen über ihre Wangen. „Es tut mir so leid.“Doch die Geistergestalt schwieg und verschwand langsam in der Dunkelheit, als ob sie endlich Frieden gefunden hätte.Von diesem Tag an war der Balkon still, die Geister des Ehepaars vereint in ihrer Erlösung. Die Geschichte des Fluchs des Balkons wurde zur Legende in der kleinen Stadt, eine Mahnung an die Schrecken, die aus unbedachten Taten erwachsen können
© Demir-D-Dyson 2023-11-07