von Peter Fankl
Es war der erste heiße Tag in diesem seltsamen Frühling. So richtig heiß! Das Thermometer kam nahe an die magischen 30 Grad. Der Asphalt der Straßen fing leicht an zu flimmern. Die Sonne hing wie ein heißer strahlender Ofen am wolkenlosen Himmel. Die meisten Menschen, die man noch antraf, verzogen sich tief in jeden sich bietenden Schatten. Der Stadtbrunnen wurde von einigen Leuten mit gebührenden Abstand voneinander umlagert. Vögel badeten sich in Wasserpfützen die sich neben den Brunnen gebildet haben.
Charly, dem Obdachlosen, war ebenso heiß. Sein zerschlissenes Gewandt klebte an seinem ausgemergelten Körper. Gottseidank hatte er seine Wasserflasche, die er immer bei sich hatte, gefüllt und im Schatten eines Strauches versteckt. Charly sah mitleidig auf seinem Hund, der nicht mehr von seiner Seite wich. Little Charlys Zunge, hing weit aus seinem Maul und er hechelte laut. Unter seinem Maul bildete sich schon eine kleine Pfütze. Seine traurigen Augen fixierten Charly, als wollten sie sagen: „Ich halte diese Hitze nicht mehr aus! „
Charly überlegte sich etwas. Da viel ihm ein, daß er nicht weit von hier, eine Stelle am Fluß kannte, verborgen hinter fast undurchdringlichen Gestrüpp. Es war eine kleine, steinige Bucht, am dort träge dahinfließenden Fluß. Dort war das Wasser seicht und weiter vorne ein bißchen tiefer, sodaß sein Hund schwimmen konnte. Charly machte sich ängstliche Gedanken, ob Little Charly, überhaupt schwimmen konnte. Er hatte es noch nie gesehen.
Der Obdachlose band seinen Hund los. Er hatte ihn immer an der Leine, die er gefunden hatte, angebunden. Er wollte nicht, daß sein Hund wieder einmal weglief. Wenn Charly unterwegs war, ging Little Charly immer dicht neben seinen Beinen. Auch ohne Leine.
Charly erreichte nach einer kurzen Gehzeit, seine Stelle am Fluß. Sie überwanden das Gestrüpp und standen dann in der Bucht und schauten aufs glitzernde Wasser. Little Charly fing an, aufgeregt umherzuspringen. Karl, wie Charly eigentlich hieß, sah seinen Hund lächelnd zu. Er wußte er hatte das richtige unternommen. Der Hund sah Charly vorwurfsvoll an und der Obdachlose wußte was sein Hund wollte. Er sah sich um und fand einen schönen, nicht zu großen Ast. Er hob ihn auf und mit einem kurzen, aufmunternden Blick auf Little Charly, warf er den Ast in hohen Bogen in den Fluß. Sein Hund machte einen Satz und sprang mit aufgeregten Bellen, den Stock hinterher. Der Ast landete in schon tieferen Gewässer und Little Charly blieb zögerlich im seichten Wasser stehen. Aber auf einmal, mit einem kurzen Jauler, hüpfte Little Charly ins tiefe Wasser und schwamm japsend den Ast entgegen. Er schnappte ihn und schwamm damit sofort zurück. Im weniger tiefen Wasser angekommen, schüttelte er sich kurz, immer den Ast fest im Maul haltend. Der Hund sprang mit mehreren langen Sätzen auf Charly zu, ließ den Stock vor ihm fallen und schüttelte sich ordentlich. Jetzt war auch Charly pitschnass.
Charly und sein Hund waren glücklich!
© Peter Fankl 2020-05-11