von Story_Sisters
In unserer vorigen Geschichte âMamas Pfannenstielâ haben wir einen Kombiherd beschrieben, wie es ihn wohl kaum noch zu kaufen gibt. AuĂer auf Ebay, denn etliche Kommentare haben gezeigt, dass solche Modelle durchaus noch im Gebrauch sind und sorgsam gehĂŒtet werden. Sie haben sich als Kostbarkeiten erwiesen.
Vermutlich sind sie in groĂen StĂ€dten weniger anzutreffen, aber im lĂ€ndlichen Raum durchaus. Meine Schwiegermutter wohnte in einem Bauernhaus und besaĂ vor 30 Jahren noch keinen Elektroherd. Im Hochsommer kochte sie auf Holz und Kohle, selbst die Kuchen und Torten wurden auf diese Art gebacken. Das war nicht einfach, denn die Hitze erreichte nicht alle Stellen gleichmĂ€Ăig. Ăffnete sie zum Drehen der Form die Klappe, damit die BrĂ€unung nicht einseitig wurde, riskierte sie das Zusammenfallen des aufgehenden Teiges.
Bevor unsere Mutter einen Kombiherd erhielt, musste sie die Mahlzeiten noch ohne Strom zubereiten. Dieser alte Herd wanderte aber bald in die WaschkĂŒche. Dort stand er, solange wir MĂ€dchen daheim wohnten. Als wir noch Kinder waren, verfĂŒgten wir ĂŒber kein Badezimmer und keine Dusche. Samstags wurde der groĂe Wasserkessel befeuert. Ein Zuber aus Holz stand auf einem niedrigen Bock. Ins Badewasser wurden zuerst wir Kinder gesetzt und von Kopf bis FuĂ sauber geschrubbt. Nach uns stieg Mama hinein, unter Zugabe von neuem heiĂem Wasser. WĂ€hrend sie danach das Abendessen richtete, kam noch Papa dran.
Ganz zuletzt wurde die SchmutzwĂ€sche ins lauwarme Wasser gegeben, damit sie bis zum Montag einweichte. Dann nĂ€mlich wurde gewaschen, und die Rumpel kam zum Einsatz. Unsere Mutter hatte fast 20 Jahre lang keine Waschmaschine, nur eine Schleuder. So wurde auch noch die Seife verwertet, die im Badewasser zurĂŒckblieb.
Wir waren dĂŒnne MĂ€dchen, die immer froren. Es war wichtig, dass im erwĂ€hnten alten Herd eingeheizt wurde. Er stand gleich neben dem Wasserkessel. Im Herbst wurde das Fallobst in Scheiben geschnitten und zum Dörren auf dĂŒnne Gitter gelegt. Die befanden sich im geöffneten Backrohr und auf der warmen Herdplatte. Ein herrlicher Duft zog sich dann durch die WaschkĂŒche und verleitete uns zum Naschen.
Wie wir schon erzĂ€hlt haben, besaĂen wir eigene HĂŒhner. Unsere Eltern bauten auf einem Acker Kartoffeln an, die manchmal sehr klein ausfielen. Dieser Ausschuss, der den Hennen zugedacht war, wurde an den Badetagen ebenfalls gekocht, damit die Hitze bestmöglich ausgenutzt wurde. Immer war die WaschkĂŒche voller Dampf. Und weil wir am Samstag immer erst abends badeten, waren wir meist schon ziemlich hungrig und stibitzten die garen Kartöffelchen aus dem warmen Wasser. Klar, dass wir dabei nicht nur die Finger verbrĂŒhten, sondern auch die Zunge.
âMan könnte meinen, ich lasse euch verhungernâ, wies Mama uns zurecht. Wir sollten unsern ohnehin so geringen Appetit doch nicht fĂŒr ihr Essen verderben. Aber Kindern schmeckt eben das am besten, was nicht auf die gewohnte Art serviert wird. (Viola)
© Story_Sisters 2021-07-25