von Kerstin Silhavy
Dienstag Morgen – der Mann fährt nach Wien,
ich bin donnerstags immer drin.
Im Kopf war der Morgen durchgeplant,
am Liebsten starte ich ganz entspannt.
Alleine im Bad, danach ein Kaffee,
schweigend richte ich den Frühstückstee.
Im Hintergrund läuft leise das Radio,
in aller Ruhe kann ich sogar noch aufs Klo.
Die Realität holt mich wie immer ein,
wie sollte es auch anders sein.
Der Mann ist noch nicht aus dem Haus,
schreit mich Kind 1 übers Babyphone raus.
Ich schlepp mich rüber – leg mich dazu,
sie gibt ewig keine Ruh.
„Mama, meine Lieblingsfarbe ist rot!“
„War der Hase auf der Straße vorgestern tot?“
Ständig hat sie eine neue Frage bereit,
dabei wär ja eigentlich noch Schlafenszeit.
Gerade als sie ruhig wird – ich ahnte es schon,
schreit Kind 2 übers Babyphone.
Rausschleichen hat nicht funktioniert,
die Große hats natürlich kapiert.
Wir wandern also beide ein Zimmer weiter,
vielleicht wär ein Familienbett doch gscheiter?
Wir kuscheln uns zur Kleinen dazu,
vorbei ist die Nacht – sie geben keine Ruh.
Erst wird gekudert, dann gelacht,
bis schließlich eine das Licht anmacht.
„Sofort abdrehn!“, ich bekomm die Augen kaum auf.
In der Zwischenzeit klettert die Kleine auf die Große drauf.
„Aua! Mama, sie hat mir weh getan!“
Der Tag fängt ja schon super an.
Ich stamper beide ins Badezimmer,
schlafen kann ich sowieso nimma.
Es folgt das tägliche Drama:
Zähne putzen, Haare bürsten und raus aus dem Pyjama.
„Ich mach das!“, schnauzt die Kleine mich an,
obwohl ich weiß, dass sie es noch nicht kann.
Ich bemüh mich ruhig zu bleiben,
auch wenn sie mich in den Wahnsinn treiben.
„Nein, ich will als erste“, hallt es durchs Haus,
eine Diskussion übers Stiegen steigen artet aus.
„Is jo wurscht wer als erstes geht!“,
aber mein Einwand kommt zu spät.
Die Kleine kommt weinend angerannt,
sie wurde von der Großen „Baby“ genannt.
Die Lage spitzt sich zu,
mir entfährt ein lautes „Jetzt ist Ruh!“.
Am Frühstückstisch nimmt das Drama seinen Lauf,
am Toastbrot ist die falsche Marmelade drauf.
Und geschnitten ist es auch,
ich schreibe meinem Mann, dass ich dringend Urlaub brauch.
Viele Diskussionen später ist es endlich soweit,
sie sind fertig und für den Kindergarten bereit.
Beide drücken mich, jede gibt mir einen Kuss – „Ich hol euch mittags zum Essen!“
Das Drama der letzten zwei Stunden – es ist fast schon wieder vergessen.
© Kerstin Silhavy 2024-09-20