von Lorenz Graf
Auch nach dem 1968er Jahr trafen wir Hippie uns ganz „altmodisch“ gelegentlich zum Karten spielen.
Nach Veranstaltungen am Wiener Rathausplatz fanden wir uns dort ein, um Tschickstummel zu sammeln. Wir haben den nichtverbrauchten Tabak herausgelöst und mir Papier von sonntäglichen Zeitungen wieder zu neuen Zigaretten gerollt. Mit diesem „Vorrat“ ausgestattet trafen wir uns bei unserem Freund Fredi. Er hatte ein gemütliches, großes Zimmer und es war warm bei ihm. Er hatte ja im Keller kistenweise alte Schellack-Schallplatten gefunden und mit denen befeuerte er einen kleinen Ofen im Zimmer. Wenn ich heute dran denke, greife ich mir noch immer auf den Kopf: Was haben wir getan! Aber es ist halt damals passiert.
Einmal stieß auch Charlie zu uns. Er war kein Kartendippler, ist auch später nie einer geworden, aber er hatte zwei Käfige, mit je einem Hamster drin, in den Händen. Da er für längere Zeit ins Ausland gehen werde, bat er den Fredi, sich um die Tiere zu kümmern und auf sie aufzupassen. Es ist ein Weibchen und ein Männchen und die dürfen keinesfalls zusammenkommen, damit sie keine Nachkommen produzieren. Fredi, ein guter „Lotsch“ und immer hilfsbereit, sagte zu.
Jedesmal, wenn ich Fredi besuchte, beklagte er sich, dass die Hamster in der Nacht fürchterlichen Lärm machen, sodass er kaum schlafen kann. Da ich auch öfter bei Fredi über Nacht blieb, wurde ich Zeuge von den wirklich schlafraubenden Aktivitäten der Tierchen.
Als ich nach Wochen wieder auf Besuch kam, wimmelte es in einem Käfig vor lauter kleinen Hamsterkindern. Fredi: „Die Viehcher gingen mir schon so auf die Nerven. Ich habe sie dann in einem Käfig zusammengeführt und es war Ruhe. Aber jetzt krabbeln da 10 süße kleine Hamsterchen herum.“
Charlie, vom Auslandsaufenthalt zurück, war gar nicht erfreut, sogar ziemlich böse. Doch nach Tagen erschien er überraschend und freudestrahlend und teilte uns mit, er hat alle kleinen Hamster in einer Tierhandlung gut verkaufen können.
Doch da er nicht bereit war, auch nur einen Groschen vom Geld abzugeben, haben wir nie mehr auf seine Tiere aufgepasst und er musste sie wohl oder übel schweren Herzens hergeben.
Wer so Geld hamstert, soll sich auf seine Hamster selber aufpassen.
© Lorenz Graf 2019-11-21